Ebenso wie wir heute lebte Paul Klee seiner Tage in einem Zeitalter voller Innovationen und technischer Umbrüche. Burn-out und Erschöpfung durch zu viel digitalen Konsum, Multitasking in Job und Privatem sowie Überreizung fanden in der industriellen Revolution ihren analogen Ursprung mit einer sich rasant veränderten Gesellschaft, deren Folgeerscheinung man einst noch fast niedlich «Newyorkitis» nannte.
Gesellschaftlich wie künstlerisch changierte der 1879 geborene Klee zwischen traditionellen und modernen Strukturen. Er gehörte nicht zu jenen, die dem Hype der schönen neuen technischen Möglichkeiten blindlings erlag, sondern beäugte neue Errungenschaften, um sich dann aus der Distanz durchaus interessiert damit auseinanderzusetzen. So entstanden etwa Arbeiten aus Spritztechnik und Schablonen analog zu den damaligen Fotogrammen als neue Gestaltungsmethode in seinem Œuvre.
Die Schau ist thematisch in fünf Komplexe gegliedert, denen sich die gezeigten Exponate zuordnen lassen: Roboter und Cyborgs, Mechanik und Dynamik, Fotografie, Mikroskopie und Röntgen, Geometrie und Konstruktion sowie Rhythmus und Polyphonie. Dabei werden unter dem gelungenen Titel “Vom Rausch der Technik” jene gesellschaftsverändernden und -bestimmenden Phänomene des modernen Aufbruchs beleuchtet und die Klee’schen Arbeiten – oftmals aber nicht ohne den Verzicht auf einen ironischen Ansatz – in ein diskursives Verhältnis gestellt.
Paul Klee. Vom Rausch der Technik
bis zum 21.5.2023
Zentrum Paul Klee
Monument im Fruchtland 3
CH-3006 Bern
Tel.: +41-31-3590101
Di – So 10 – 17 Uhr
Eintritt: 20 CHF, erm. 10 – 18 CHF
www.zpk.org
Text: Paula Wunderlich
Bild: Zentrum Paul Klee
Erstveröffentlichung in kunst:art 88
