Die Kunstausstellung “Unsichtbare Räume” in der Staatsgalerie Stuttgart widmet sich erstmals einem zentralen Aspekt im Werk von Francis Bacon (1909–1992), der als einer der bedeutendsten modernen Maler Großbritanniens gilt. Die geniale Bildstrategie des figurativen Ausnahmekünstlers wird anhand von 40 großformatigen Gemälden, darunter vier monumentalen Triptychen, sowie bislang selten gezeigten Zeichnungen und Atelierdokumenten systematisch erkundet. Die Kunstausstellung zeigt spektakuläre Leihgaben, u.a. aus dem Museo Thyssen-Bornemisza in Madrid, dem Museum of Modern Art, New York oder dem Hirshhorn Museum and Sculpture Garden in Washington.
Grenzsituationen zwischen Leben und Tod, Lust und Schmerz, physischer Präsenz und Auflösung lotet Bacon vor allem über seine aufrüttelnde Figurendarstellung aus. Die Ausstellung geht der Frage nach, mit welchen Mitteln der Künstler die existenzielle Isolation seiner Figuren erreicht, und damit den Betrachter als neugierigen Voyeur entlarvt. Anhand von 40 Gemälden sowie selten gezeigten Zeichnungen und Atelierdokumenten wird in der Stuttgarter Kunstausstellung nachvollziehbar, wie Bacon durch besondere Raumkonstruktionen – glasartige Käfige und Rahmen, Gerüste oder Podeste – seine Figuren wie Schaustücke im Museum oder Tiere im Zoo exponiert. Das 1970 entstandene Triptychon »Drei Studien eines männlichen Rückens« zeigt gleich zu Beginn der Ausstellung, wie durch die Vereinzelung der dreifach wiedergegebenen Figur des Geliebten George Dyer in einem „unsichtbaren“, viel zu engen Käfig dessen Verletzlichkeit buchstäblich „ausgestellt“ wird. Das Werk aus der eigenen Sammlung der Staatsgalerie Stuttgart verdeutlicht, wie die innerbildliche Rahmung formal dazu dient, die Figur optisch zu „verdichten“ und zu isolieren. Das Gemälde »Schimpanse« (1955) zeigt einen gefangenen Menschenaffen, und verleiht dem Käfigmotiv auch eine inhaltliche Dimension. Es kündet von Freiheitsentzug und hilfloser Exponiertheit gegenüber dem (Bild-)Betrachter. Thematisiert wird zudem die für Bacon zentrale Erkenntnis, dass Mensch und Tier sich in ihrem existenziellen Ausgeliefertsein, in ihrer Todesgewissheit (die er auch dem Tier zuspricht) nahe sind.
Text: Staatsgalerie Stuttgart | Foto: Staatsgalerie Stuttgart
Externer Link: Staatsgalerie Stuttgart
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