von Julius Tambornino //
Es hat lange gedauert, bis die Kunstwelt auf ihn aufmerksam wurde und ihn angemessen gewürdigt hat; heute – nach großen Einzelausstellungen in Dresden und Bautzen – weiß man jedoch, dass Carl Lohse vielleicht zu den aufregendsten Vertretern des deutschen Expressionismus gehört. Vor allem in seinem Frühwerk aus den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg, in dem er dem Tod selbst nach einer schwerwiegenden Verschüttung nur knapp von der Schippe gesprungen war, entwickelte er eine besonders atemberaubende Palette und einen träumerisch-expressiven Stil der auch in der gesamten Gilde der Expressionisten seinesgleichen sucht.
Aber auch sein späteres Werk, getragen von Porträt- und Landschaftsmalerei, hat in seiner Annäherung an die realistische Darstellung seinen Reiz. Der Rückzug und die Konzentration auf seine künstlerischen Instinkte spiegelt sich auch in Lohses Biografie: Anders als viele seiner Kollegen lebte er die meiste Zeit seines künstlerisch-aktiven Lebens abseits der Metropolen in Bischofswerda. Nicht nur von den Nazis wurde seine Kunst verfemt, auch später zu Zeiten der DDR geriet sie unter die Räder des sogenannten Formalismusstreits, in dem die kulturpolitisch Verantwortlichen eine klare Abgrenzung zum „westlich-dekadenten“ Kunstbetrieb einforderten. Dass Carl Lohse jetzt auch in seiner Heimatstadt Hamburg mit einer Einzelschau zum ersten Mal einem größeren Publikum vorgestellt wird, ist hoffentlich einer der letzten notwendigen Schritte einer langwierigen Rehabilitationsgeschichte.
Text aus der kunst:art 56
Kraftfelder – Carl Lohse. Die Bilder 1919/21
2.7. – 12.11.2017, Ernst Barlach Haus
Jenischpark, Baron-Voght-Str. 50a, D-22609 Hamburg
Tel.: +49-40-826085
Di – So 11 – 18 Uhr, Eintritt: 7 €, erm. 5 €
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