Maler und Schriftsteller – Wolfgang Herrndorf im Kunsthaus Stade

24.6. – 3.10.2017 | Kunsthaus Stade

 

von Dr. Milan Chlumsky //


2011 erhielt Wolfgang Herrndorf den Clemens-Brentano-Preis der Stadt Heidelberg für seinen Roman „Tschik“, in dem sich zwei Jugendliche in die deutsche Provinz abseilen.
Die Jury lobte die „anrührende Geschichte zweier Halbwüchsiger, die sie als zwei moderne Taugenichtse in die bundesdeutsche weite Welt schickt (…) Herrnsdorf Sprache nimmt den Jugendslang auf und verwandelt sie in bleibende Literatur.“ 2013 nahm er sich das Leben. Herrndorf hatte an einem bösartigen Hirntumor gelitten. Zuvor hatte er einen Teil seiner Zeichnungen und Gemälde vernichtet und sich der Literatur gewidmet. Die wirklich wichtigen Dinge passierten für ihn auf der Ebene der Sprache und der Reflexion: „Was mich interessiert, kann ich nicht malen“.

Malerei in Nürnberg hatte er hauptsächlich deswegen studiert, weil ihm die alten Meister – vor allem Dürer, van Eyck und Vermeer van Delft – etwas vermittelten, was er nirgendwo sonst zu finden glaubte und das sich dann in den eigenen Arbeiten, manchmal in einer fast altmeisterlichen Maltechnik äußerte. Ein Jahr nach Beendigung des Studiums bewarb er sich als Zeichner bei Titanic und wurde genommen. Zwei Jahre später, 1996, erschienen dort auch seine ersten satirischen Texte unter Pseudonym. Sein Wandkalender „Klassiker Kohl“ mit Bildern des Kanzlers im Stil von Lucas Cranach den Älteren gemalt, wurde ein Renner. Erst 2012, als er die „nicht guten“ Bilder aussortierte, kehrte er zu der Malerei zurück. Sein Freitod lässt die Frage offen, ob ihm die Malerei am Ende doch mehr bedeutete, als er zugab. Zu sehen sind jetzt auch viele noch nie gezeigte Arbeiten Herrndorfs.

 

Text aus der kunst:art 56

 

Das unbekannte Kapitel. Wolfgang Herrndorfs Bilder

24.6. – 3.10.2017, Kunsthaus Stade

Wasser West 7, D-21682 Stade

Tel.: +49-4141-7977320

Di – Fr 10 – 17 Uhr, Mi 10 – 19 Uhr, Sa + So 10 – 18 Uhr

Eintritt: 8 €, erm. 4 €

www.museen-stade.de

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