Gewebte Leichentücher. Rosemarie Inge Koczÿ in Recklinghausen

27.8. – 19.11.2017, Kunsthalle Recklinghausen

Rosemarie Koczÿ, Februar 2006, 2006.

 

von Sabine Scheltwort //

 

Niemals aufhören zu arbeiten, um das Unglück nicht überhand nehmen zu lassen, war das Leitmotiv der Künstlerin Rosemarie Inge Koczÿ. 1939 in Recklinghausen geboren, wurde sie im Alter von drei Jahren von ihrer Familie getrennt und deportiert, zunächst ins KZ Traunstein, dann nach Ottenhausen. Umgeben von Quälerei, Hunger, Typhus und Tod wuchs sie auf. Selbst nach der Befreiung blieb sie noch jahrelang im Lager, bis britische Soldaten sie 1951 in ein Krankenhaus brachten. Anschließend kam sie in ein Waisenhaus der katholischen Kirche und wurde auf eine Arbeit als Haushälterin vorbereitet. Als solche arbeitete sie in Genf, schuf jedoch nachts künstlerische Webarbeiten. Damit wurde sie 1961 an der renommierten École des Arts Decoratifs aufgenommen, wo sie ihren Abschluss mit Auszeichnung machte.

Elf Jahre später wurde die Kunstsammlerin Peggy Guggenheim auf sie aufmerksam und brachte sie mit dem Direktor des New Yorker Guggenheim Museums in Kontakt. Dieser ermutigte sie, nach New York zu kommen. Dort begann sie Mitte der siebziger Jahre, in ihrem Werk den Holocaust zu thematisieren. „Die Zeichnungen, die ich jeden Tag mache, heißen ’Ich webe Euch ein Leichentuch’. Sie sind Grabbeigaben für jene, die ich in den Lagern sterben sah“, schrieb die unermüdliche Künstlerin über ihre Arbeiten. Bis zu ihrem Tod 2007 schuf sie 12.000 Tuschezeichnungen – Erinnerungen an die ausgemergelten Opfer des Nationalsozialismus. Nun zeigt die Kunsthalle Recklinghausen zu ihrem zehnten Todestag Rosemarie Inge Koczÿs ergreifendes Œuvre.

 

Text aus der kunst:art 57

 

Rosemarie Koczÿ
27.8. – 19.11.2017, Kunsthalle Recklinghausen
Große-Perdekamp-Str. 25 – 27, D-45657 Recklinghausen
Tel.: +49-2361-501935
Di – So, 11 – 18 Uhr
Eintritt: 6 €, erm. 3 €
www.kunsthalle-recklinghausen.com

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