von Dr. Milan Chlumsky //
1927 zog sie endgültig nach Berlin um. Die angesehene Fotografin der Bonner Kunstszene, Käthe Augenstein, Jahrgang 1889, ist vom guten „Bönnschen Mädchen“ zu einer „neuen Frau“ der „roaring twenties“ in Berlin mutiert. Und das, was dem berühmten Fotografen Tim Gidal verwehrt wurde, nämlich in den Klub der Fotoagentur von Simon Guttmann „Dephot“ (Deutscher Photodienst) aufgenommen zu werden, gelang ihr auf Anhieb – neben Umbo, Harald Lechtenberg, Felix H. Mann und Robert Capa. Sie alle fühlten sich dem neuen Geist des modernen Fotojournalismus verpflichtet, den Guttmann von Anfang an prägte und in dem sich avantgardistische Bildideen und perfekte handwerkliche Feinarbeit vereinten.
Aus ihrer Bonner Zeit brachte Augenstein ihre Liebe zur Kunst und zu der Bonner Kunstszene mit, die ihr Spezialgebiet wurde. Bevor sie bei Guttmann begann, beschloss sie, einen Meisterkurs in Fotografie beim renommierten Lette-Verein zu absolvieren. Sie wurde mit offenen Armen aufgenommen, die Kollegen schätzten (und förderten) sie sehr. Bald durfte sie prominente Repräsentanten der deutschen Kunstszene für verschiedene Illustrierte fotografieren, darunter Otto Dix, Renée Sintenis, Milly Steger und Max Liebermann.Der Bonner Stadtarchiv beherbergt heute ihr Archiv und macht auch ihre berühmten Aufnahmen aus ihrer Dephot-Zeit der Öffentlichkeit zugänglich. Aus politischen Gründen hat sie sie schon 1932 in ihrem Elternhaus versteckt, einen Teil konnte sie nach dem Ende des Krieges wiederbeschaffen. Eine Entdeckung!
Käthe Augenstein. Fotografien
15.10.2017 – 12.2.2018, Liebermann-Villa am Wannsee
Colomierstr. 3, D-14109 Berlin
Tel.: +49-30-80585900
Mo + Mi – So 11 – 17 Uhr
Eintritt: 6 €, erm. 4 €
www.liebermann-villa.de
Text aus der kunst:art 57
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