Die Pionierin der digitalen Kunst. – Waltraut Cooper in der Landesgalerie Linz

bis zum 21.01.2018 | Landesgalerie Linz

 

von Andreas Egger //

 

Waltraut Cooper gelang es wie kaum einer anderen Künstlerin, ihre Arbeit im öffentlichen Raum zu realisieren und zu positionieren. Weltweit imponieren ihre Lichtinstallationen auf bedeutenden Gebäuden oder verschaffen diesen erst durch ihre streng konzeptuelle Intervention an deren Architektur Aufmerksamkeit. Die Grande Dame der Lichtkunst und Pionierin der digitalen Kunst präsentiert in der Landesgalerie Linz Schwerpunkte ihres Schaffens. Ausgangspunkt dieser Ausstellung bilden Arbeiten zu ihrer Teilnahme an vier Biennalen in Venedig und ihre damit verknüpfte Werkserie „Digitale Poesie“. Eine Transformation von Schrift zur Zahl und in der Folge zum ästhetischen Objekt realisiert Cooper 1995 mit „Lichtflotte“. Ausgehend vom ASCII-Computercode, der jedem Buchstaben des Alphabets eine Kombination von Nullen und Einsern zuordnet, schreibt Cooper das Wort „Licht“ mit fünf mal fünf Flößen aus Aluminium in die Lagune von Venedig . Dabei wird Null die Farbe Blau und Eins die Farbe Grün zugeordnet. So wirft „Lichtflotte“, als schwimmende geometrische Körperreihe, blau-grüne Spiegelungen ins nächtliche Wasser.

Die Mathematikerin Cooper wendet grundlegend mathematische Phänomene für ihre Arbeit an. Ihre klaren, reduzierten, meist geometrischen Formen verbinden konstruktive und poetische Gestaltungsprinzipien. Begrenzung und Entgrenzung wird so gleichzeitig erfahrbar gemacht. In der Lichtinstallation „Klingende Namen“ (1986) wurden die Biennalebesucher eingeladen, ihre Namen in den Computer zu tippen und in Licht und Klang zu transformieren. Zur Biennale 2016 präsentierte die Künstlerin eine weitere Arbeit zur Serie „Digitale Poesie“. Cooper setzt ihre Initialen über den binären Code in Linien aus Licht um. Die leicht aus der Parallelität verschobenen Leuchtstoffröhren flankieren den tunnelartigen Durchgang der Besucher und Besucherinnen und machen die mathematische Reihe und Konstruktion als Poesie in einem fast magischen Raum erlebbar.

Die interaktive Arbeit „Klangmikado“ ging seit den 1980er Jahren bei Festivals und Museen um die Welt und begeisterte von Montreal bis New York durch ihre innovative Kraft. In Kooperation mit dem Ars Electronica Center Linz wurde „Klangmikado“ für diese Ausstellung rekonstruiert. Besucher und Besucherinnen werden zu Akteuren eines Spiels, welches mit dem Wurf überdimensionaler Mikadostäbe einmalige und neuartige Kompositionen hervorruft. Über Sensoren und Folien an den Acrylglasstäben entstehen neuartige Klangwelten, die durch Temperament und Bewegung ausgelöst werden. Spiel, Experiment, Zufall und Chaos stehen der Reorganisation und Neuordnung gegenüber und lassen einmal mehr Herz und Verstand lustvoll aneinandergeraten. Schließlich dokumentiert die Ausstellung Coopers Großprojekt „Rainbow Trilogy for peace“. Licht als Regenbogen und Verbindung von Zeiten, Orten und Menschen – ein Symbol für Frieden und Hoffnung. Prominente Gebäude werden beginnend 1999 in Österreich, danach über Europa und letztlich weltweit mit Regenbogenfarben hervorgehoben. Für das Europaprojekt 2004 wurde etwa das Europaparlament in Brüssel in Blau, das symbolträchtige Brandenburger Tor in Berlin orange oder das Kolosseum Roms gelb beleuchtet. 2015 erfasst das Projekt die ganze Welt und setzt unter anderem die Pyramiden oder die Sydney-Oper ins Licht des Regenbogens. Waltraut Cooper gelingt eine globale Geste für Verständnis, Fortschritt und Zusammenarbeit. Die Natur ist schön, meint Cooper im Gespräch mit kunst:art, warum sollen nicht auch die Formeln, die sie beschreiben, ebenso Ausdruck der Ästhetik und Eleganz aufweisen?

Die Nahtstelle von Kunst und Mathematik beweist per se noch keinen Qualitätsanspruch. Was Cooper daraus macht, überzeugt und ergreift. In einer Zeit, in der Fortschritt und Zivilisation manch Untergangsszenarium hervorrufen, steht ihr Licht für eine Metapher des Lebens und der Zuversicht.

 

Waltraut Cooper. Licht und Klang
Landesgalerie Linz
Museumstr. 14, A-4010 Linz
Tel.: +43-732-772052200
Di – Fr 9 – 18 Uhr, Do 9 – 21 Uhr, Sa + So 10 – 17 Uhr
Eintritt: 6,50 €, erm. 4,50 €
www.landesmuseum.at

 

Text aus der kunst:art 58

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