von Paula Wunderlich //
Mit der Wiedereröffnungsausstellung des August Macke Hauses in Bonn präsentiert sich das Haus, dessen Erweiterungsbau zwei Jahre und mehrere Millionen Euro in Anspruch genommen hat, in einer perfekten Symbiose aus altem Charme und neuem Glanz. Kernstück bleibt das ehemalige Atelier- und Wohnhaus des Künstlers, das er im Herbst 1910 mit seiner Familie bezog. In diesen Räumen macht die Dauerausstellung, anhand derer man Lebens- und Schaffensweg des 1887 in Meschede geborenen August Robert Ludwig Macke erfahrbar und erlebbar macht, Sinn. Hier schuf der Künstler das Gros seiner Werke und traf sich mit befreundeten Kollegen, darunter Franz Marc und Max Ernst.
Die Ausstellung „August Macke und Freunde – Begegnung in Bildwelten“, die den Auftakt zu den wechselnden Sonderausstellungen macht, präsentiert rund 150 Werke von Macke über Hans Thuar bis hin zu Wassily Kandinsky. Dialogisch verbindet die Ausstellung die Freundschaften und Beziehungen der Künstler um August Macke, zeigt deren künstlerische Divergenzen und gemeinsamen Bestrebungen auf. Thematischer Angelpunkt der Ausstellung bildet das Theater, der Zirkus und das Varieté, eine inhaltliche Komponente, die auf Mackes Kontakt mit diesem Milieu in jungen Jahren zurückzuführen ist. Von der Mitbegründerin und Leiterin des Düsseldorfer Schauspielhauses Louise Dumont entdeckt, arbeitete Macke im Bereich Bühnenbild und Kostüm etwa bei Shakespeares „Macbeth“ mit. Farbenfroh und heiter offenbaren sich Bilder wie das 1911 entstandene „Zirkusbild II“, das neben Athleten, einen Clown und einen Affen darstellt.
Macke, der eine große Bewunderung für Henri Matisse, Robert Delauny und Henri Rousseau hegte, ist zweifelsfrei Vertreter der europäischen Avantgarde zu betrachten. Der Tendenz jener Tage, in denen sich die Abstraktion als neue Bildsprache etablierte, folgte der lebensfroh und philanthropisch veranlagte Macke, der den Menschen und die Natur stets als Mittelpunkt seines Schaffens beibehielt, auf seine Weise. Der Künstler fand – vornehmlich über die intensive Auseinandersetzung mit Komplementärfarben und deren Kontrastreichtum sowie durch den Einsatz abstrahierender und reduzierender Mittel – zu einem selbstständigen Ausdruck. Dabei bestimmten weniger die Formen als vielmehr die Farben den Aufbau seiner Werke. Der Duktus seiner Gemälde ist stets von einer Leichtigkeit geprägt, ein Duktus, der die Farbe nicht pastos einsetzt. Gerade anhand der Stilvariationen der verschiedenen Protagonisten der gegenstandsfreien Kunst wird der Drang nach einer Neudefinition des Bildes per se deutlich, ohne dabei homogene Arbeiten zu liefern. Werke wie Mackes „Kairouan III“ von 1914 treiben seinen virtuosen Umgang mit Licht und Farben noch auf die Spitze. Als der Künstler mit Louis Moillet und Paul Klee im April 1914 Tunesien bereiste, entstanden innerhalb einer obsessiven Schaffensphase – bis zu 30 Skizzen und Zeichnungen soll Macke täglich angefertigt haben – Werke von einer Reinheit, Klarheit und Strahlkraft, die bis heute ihresgleichen suchen. Das beständige Streben nach der „Seeligkeit der Farben“, von welcher Macke einst sprach, blieb stets der Katalysator des mit nur 27 Jahren verstobenen Künstlers, der ein doch so beeindruckendes und reiches Œuvre von etwa 11.000 Werken hinterließ.
August Macke und Freunde – Begegnung in Bildwelten
3.12.2017 – 4.3.2018, August Macke Haus
Hochstadenring 36, D-53119 Bonn
Tel.: +49-228-655531
Di, Mi + Fr – So 11 – 17 Uhr, Do 13 – 21 Uhr
Eintritt: 9,50 €, erm. 6 €
www.august-macke-haus.de
Text aus der kunst:art 59
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