Tel Aviv in schwarzweiß. – Fotografien von Ze’ev Aleksandrowicz in Wien

22.11.2017 – 1.4.2018 | Jüdisches Museum Wien

Ze’ev Aleksandrowicz, Sinaj Zygmunt und Hela Aleksandrowicz (die Eltern), Tel Aviv, 1934. © Ze’ev Aleksandrowicz Estate.

 

von Sabine Scheltwort //

 

Er war ein Kosmopolit, der im richtigen Moment die Entscheidung traf, nach Tel Aviv zu ziehen – die Stadt, die 1909 erst gegründet wurde und aufgrund der jüdischen Emigration in den dreißiger Jahren sehr rasch wuchs. 1931 hatte Tel Aviv 46.000 Einwohner, 1938 waren es schon 150.000.

Eigentlich sollte Ze’ev Aleksandrowicz, 1905 in Krakau als Sohn eines Papierhändlers geboren, seinem Vater nachfolgen, der ihn zur Vorbereitung auf Handelsschulen nach Wien und Basel schickte. Größeren Einfluss aber hatte das Geschenk seiner Tante: eine Kamera. In den zwanziger Jahren begann Aleksandrowicz zu fotografieren. In den Dreißigern brachte er von seinen Reisen um die ganze Welt schwarzweiße Aufnahmen im Stil der Neuen Sachlichkeit mit, etwa aus Kyoto in Japan oder aus Ägypten. Drei längere Reisen führten ihn zwischen 1932 und 1935 nach Tel Aviv. Die Aufbruchstimmung dort beeindruckte ihn. Er fotografierte europäische Immigranten, Araber, Ozeandampfer und die gerade entstehenden neuen Gebäude, Kamele auf den Weg zur Baustelle und seine Eltern am Strand. Als er 1936 heiratete, entschied er sich, in Tel Aviv zu bleiben. Die Fotografie gab Ze’ev Aleksandrowicz aus unbekannten Gründen auf. Erst elf Jahre nach seinem Tod 1992 wurden in einem Koffer seine Negative entdeckt: rund 15.000 an der Zahl. Das Jüdische Museum Wien zeigt nun eine Auswahl daraus. „Israel before Israel“, ein gutes Jahrzehnt vor der Staatsgründung, das sind bei Aleksandrowicz Beduinen und Bauern, Intellektuelle und Arbeiter, Landleben und die wachsende Stadt Tel Aviv.

 

Israel before Israel – Fotografien von Ze’ev Aleksandrowicz 1932–1936
22.11.2017 – 1.4.2018, Jüdisches Museum Wien
Dorotheergasse 11, A-1010 Wien
Tel.: +43-1-5350431130
Mo – Fr + So 10 – 18 Uhr
Eintritt: 12 €, erm. 8 – 10 €
www.jmw.at

 

Text aus der kunst:art 58

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