Geschichten einer Sammlung

30.1. – 22.4.2019 | Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen

Lucas Foglia, Tommy Trying to Shoot Coyotes, Big Springs Ranch, Oasis, Nevada, 2012

Sammeln, Bewahren, Forschen – die originären Aufgaben, die seit jeher im Zentrum des musealen Gedankens stehen. Heute laufen sie zuweilen Gefahr, in den Hintergrund zu rücken. Verlockend ist es für den Fokus des öffentlichen Interesses, sich auf die Sonderausstellungen zu richten und dabei das zentrale Element des Kunstmuseums aus dem Blick zu verlieren: die Sammlung. Umso wichtiger ist es für Museen innerhalb des Spannungsfeldes von Besucherzahlen, Budgets und Wettbewerb, sich ihres Auftrags bewusst zu bleiben. Die Ausstellung „StoryWorks“ im Kunstmuseum Magdeburg widmet sich genau diesem Bereich: Der Geschichte und Entwicklung der Sammlung des Hauses sowie ihrer jüngsten Neuzugänge.

Gerade für ein Museum mit dem Schwerpunkt zeitgenössischer Kunst ist es unabdingbar, die Sammlung fortlaufend um die jeweils aktuellen Kunstpositionen zu erweitern und somit gegenwartsbasiert zu halten. Das Sammeln hat sich allerdings vor dem Hintergrund der enormen Preise am Kunstmarkt und der geringen Budgets der meisten Museen stark auf die Privatsammler verschoben. Jene interagieren zwar mit steigender Tendenz und Bereitschaft mit den Museen, die so unmittelbare wie traditionelle Verbindung zwischen Künstler und Museum könnte durch diesen Wandel aber an Intensität verlieren.

Auch im Museum Magdeburg sind die komplizierten Bedingungen präsent, dem Haus gelang es aber dennoch in den vergangenen Jahren, teils durch gezielte Ankäufe, teils durch Schenkungen und in einigen Fällen als Dauerleihgaben seine Sammlungen kontinuierlich um neue künstlerische Positionen zu erweitern. Werkkomplexe wie auch einzelne, zentrale Arbeiten nationaler und internationaler Künstler wurden in den Sammlungsbestand integriert, von Lucas Foglia bis Eberhard Blum, von Pepa Hristova bis Peter Herrmann. Während einige der Neuerwerbungen unmittelbar der Öffentlichkeit präsentiert wurden, blieben andere vorerst im Hintergrund – das soll nun die aktuelle Ausstellung ändern.

Unter dem Titel „StoryWorks“ wird ein Überblick über die Sammlung und ihr jüngeres Wachstum gegeben. Konzeptuelle Schnittstelle der oft grundverschiedenen Positionen sollen dabei die Geschichten darstellen, die Ursprung oder Inhalt der jeweiligen künstlerischen Innovation sind, die ihre Neuartigkeit also initial bedingen oder auch in der Rezeption begreifbar machen. Dabei wird ein weiter Bogen gespannt von der zeitgenössischen Malerei Peter Herrmanns über die richtungsweisende Institutionskritik und Performancekunst von Andrea Fraser bis hin zu den fotografischen Reflexionen von Lucas Foglia, die Bildästhetik und komplexe soziale Beobachtungen seiner Umgebung zusammenführen. Weitere Künstler der Ausstellung und somit der Sammlung des Hauses sind Horst Bartnig, Günter Fruhtrunk, Alicia Paz, Olaf Wegewitz, Eberhard Blum, Hans Scheuerecker, Lawrence Carroll, Hans Schulze, Jenny Mucchi-Wiegmann, Annika Kahrs, Marie-Jo Lafontaine, Bernard Schultze, Adolf Luther und Mario Lobedan. Sie alle erzählen mit ihren Werken Geschichten und öffnen darin Schnittstellen für die Erkundung reichhaltiger Kontexte.

Ninja Elisa Felske ist Kunsthistorikerin und promoviert derzeit über Pablo Picasso.

StoryWorks: Kunstwerke erzählen Geschichte(n)
30.1. – 22.4.2019
Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen
Regierungsstr. 4-6
D-39104 Magdeburg
Tel.: +49-391-565020
Di – Fr 10 – 17 Uhr, Sa + So 10 – 18 Uhr
Eintritt: 8 €, erm. 5 €
www.kunstmuseum-magdeburg.de

 

Text: Ninja Elisa Felske, Bild: Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen
Erstveröffentlichung in kunst:art 65