Wandel läuft immer in der Zeit ab – und das heißt, dass eine vom Wandel erzählende Nachricht unter Umständen sehr schnell, abhängig von der Geschwindigkeit besagten Wandels, gefolgt, abgelöst und überdeckt wird von neuen Nachrichten. Das hat zur Folge, dass unter den Bedingungen der modernen technisierten Medienlandschaft (und ihrer strikt bewirtschafteten Aufmerksamkeitsökonomie) der durchschnittliche Beitrag in den Nachrichtenblöcken des Fernsehens, im „heute journal“ oder bei den „Tagesthemen“, gerade einmal anderthalb Minuten dauert. Noch knapper gesagt: eins dreißig! Und damit haben wir schon den Titel eines Projektes der Künstlerin Monika Huber. Ihr „Archiv Einsdreissig“ sammelt solche Kürzestschnipsel von bildlicher Information – und zwar als Langzeitprojekt.
Einsteigen kann man in der Einzelschau, die das Magdeburger Kunstmuseum derzeit der 1959 in Dingolfing geborenen Künstlerin ausrichtet. Den Startimpuls für ihr Projekt gab der Beginn des sogenannten Arabischen Frühlings im Jahre 2011. Huber wollte damit den gesellschaftlich-politischen Wandel dokumentieren in seiner medialen Spiegelung, in der sich mit der Zeit verändernden Konstruktion dessen, was man heute gerne „Narrativ“ nennt. Und als wäre die digitale Bewahrung der so schnell vergänglichen Nachricht nicht schon Widerspruch genug, wählt die heute in München lebende Künstlerin überdies im nächsten Schritt die extrem verlangsamenden Medien der Übermalung oder Überzeichnung.
Monika Huber. Archiv Einsdreissig
7.3. – 25.6.2023
Kunstmuseum Magdeburg
Regierungsstr. 4-6
D-39104 Magdeburg
Tel.: +49-391-565020
Di – Fr 10 – 17 Uhr, Sa + So 10 – 18 Uhr
Eintritt: 8 €, erm. 4 €
www.kunstmuseum-magdeburg.de
Text: Dieter Begemann
Bild: Kunstmuseum Magdeburg
Erstveröffentlichung in kunst:art 90