Die Poesie der Heftmappe

27.1. – 5.5.2019 | Kunstmuseum Villa Zanders

Tina Haase, Oh, Maria Theresia, Salonstücke 3, 1995 (Kunstmuseum Villa Zanders, Bergisch Gladbach)

Im Jahr 1995 konzipierte Tina Haase eine außergewöhnlich stark intervenierende Installation im prunkvollen Grünen Salon der Villa Zanders, die sich tief eingeschrieben hat, einerseits in die Erinnerung des Museums, aber ebenso in die Entwicklungsgeschichte der Künstlerin: Den großen, opulenten Kronleuchter des Salons ließ sie auf den Boden herab und bettete ihn in ein Meer aus unzähligen Glühbirnen. Bis heute gilt diese Arbeit als Schlüsselwerk Haases, die einst bei Fritz Schwegler in Düsseldorf studierte und in ihr Wirken grundsätzlich sehr viel von der Leichtigkeit und dem Witz ihres Lehrers übertrug. Inzwischen ist sie selbst Professorin in München und gilt international als eine der wichtigsten solcher Künstlerinnen, die vorrangig mit Alltagsgegenständen arbeiten. Ihr gelingt es immer wieder, die Dinge des Gebrauchs durch Häufung und Anordnung zu transformieren, ihnen eine Eigenständigkeit als Objekt zu verleihen, ganz frei von formaler Strenge und ihrer ursprünglichen Zweckbindung.

Jetzt kehrt Haase zurück nach Bergisch Gladbach und wird mit einer Einzelschau gewürdigt. Die Kunst aus Papier – eigentlicher Sammlungsschwerpunkt des Hauses – wird hierbei ausnahmsweise nicht ganz programmatisch im Zentrum stehen, und dennoch kreisen die ausgewählten Werke in einem erweiterten Sinn um das Thema. Ob mit farbigen Heftmappen, alten Zigarettenschachteln oder Spänen gespitzter Buntstifte: Am Ende bleibt die bloße Materialität in Tina Haases wunderbaren Metamorphosen ohnehin zurück und räumt den Platz für etwas ganz Neues. Julius Tambornino

Tina Haase. unbedingt
27.1. – 5.5.2019
Kunstmuseum Villa Zanders
Konrad-Adenauer-Platz 8
D-51465 Bergisch Gladbach
Tel.: +49-2202-142356
Di – Sa 14 – 18 Uhr, Do 14 – 20 Uhr, So 11 – 18 Uhr
Eintritt: 4 €, erm. 2 €
www.villa-zanders.de

 

Autor: Julius Tambornino, Bild: Kunstmuseum Villa Zanders
Erstveröffentlichung in kunst:art 65