Die 1920er Jahre waren eine Zeit der Extreme und der Gegensätze: Euphorie und Zukunftsangst, Technikbegeisterung und -kritik, Großstädte im Rausch der „Goldenen Zwanziger“ und Arbeitslosigkeit, Modernestreben und rechtsextreme Rückwärtsgewandtheit prägten die Epoche. Im Dialog zwischen Malerei und Fotografie beleuchtet die Münchner Ausstellung eine bewegte Zeit, die auch künstlerisch voller Innovationen steckte und in der sich zugleich Vorboten des kulturellen Niedergangs im Nationalsozialismus mehrten. Die moderne Stilrichtung der Neuen Sachlichkeit in der Malerei und des Neuen Sehens in der Fotografie strebten eine sachliche und realistisch-veristische Wiedergabe des Bildgegenstands an. „Die Maler und Fotografen der Zwischenkriegszeit griffen dieselben Bildsujets auf und visualisierten ihre Vorstellungen in einer vergleichbaren Bildsprache“, erläutert Ulrich Pohlmann vom Münchner Stadtmuseum.
Die Ausstellung spürt dieser künstlerischen Wechselbeziehung in Porträts mit besonderem Fokus auf Akt und Selbstbildnisse, Stadtansichten, Stillleben, Darstellungen von Industrie und Technik sowie politischen Collagen nach. Beide, die Malerei und die Fotografie, hatten einen Emanzipationsprozess hinter sich. Vereint bemühten sich beide Darstellungsformen, in der labilen Gesellschaft durch Gegenständlichkeit, Wirklichkeitsnähe und sachliche Klarheit stabilisierend zu wirken. Neben den rund 220 Fotografien, Gemälden und Grafiken von Künstlern wie Otto Dix, Karl Hubbuch, Christian Schad und August Sander sind auch die wichtigsten Fotopublikationen der Zeit sowie ausgewählte Filme der künstlerischen Avantgarde zu sehen.
Welt im Umbruch. Kunst der 20er Jahre
2.10.2020 – 10.1.2021
Stadtmuseum München
St.-Jakobs-Platz 1
D-80331 München
Tel.: +49-89-23322370
Di – So 10 – 18 Uhr
Eintritt: 7 €, erm. 4 €
www.muenchner-stadtmuseum.de
Text: Stefan Simon
Bild: Stadtmuseum München
Erstveröffentlichung in kunst:art 75