Zwischen Biologie und Technik

10.10.2020 – 7.3.2021 | Kunsthalle Tübingen

Die Vorstellung vom Menschen als einem zur Selbstoptimierung fähigen Wesen lässt sich bis in die Renaissance zurückverfolgen. Die Beziehung seines Körpers zur Technologie, seine Reparatur durch Prothesen und schließlich seine transhumanistische Erweiterung sind geprägt vom ambivalenten Wechselspiel aus Zurichtung und Unterstützung, Zerstörung und Aufbau von körperlicher Integrität. Die Tübinger Ausstellung fragt ganz aktuell nach der Zukunft der Körperlichkeit im Zeitalter des Anthropozän. Wir haben durch die Corona-Krise in den letzten Monaten sprichwörtlich am eigenen Leib erfahren, dass sich unser Verständnis der Welt und von uns selbst derzeit tiefgreifend verändert. So ist es mittlerweile überdeutlich, dass die Umweltzerstörung und die Möglichkeiten, mittels digitaler Technik und Gentechnologie den Körper innerlich und äußerlich zu erfassen, ihn zu manipulieren und zu verändern, auch einen nachhaltigen Einfluss auf die Selbstwahrnehmung des Menschen haben werden.
Wie werden die Körper der Zukunft nun aussehen? Wer oder was werden wir sein? In welcher Umwelt werden wir leben? Werden wir angesichts humanoider Roboterwesen erst erkennen, was den Menschen wirklich ausmacht? Spannende Fragen, auf die die Künstler aus elf unterschiedlichen Ländern mit ihren Skulpturen ebenso spannende Antworten liefern. Der seelenlose Cyborg Andro Wekuas und die sensiblen, der Natur zugewandten Selbstporträts Fabien Mérelles markieren die beiden gegensätzlichen Pole des in der Ausstellung Supernatural mittels hyperrealistischer und realistischer Skulptur entfalteten überaus komplexen Themenfeldes. Eine Ausstellung, die im wahrsten Sinne des Wortes „unter die Haut geht“.

 

Supernatural
10.10.2020 – 7.3.2021
Kunsthalle Tübingen
Philosophenweg 76
D-72076 Tübingen
Tel.: +49-7071-96910
Di – So 11 – 18 Uhr, Do 11 – 19 Uhr
Eintritt: 8 €, erm. 6 €
www.kunsthalle-tuebingen.de

Text: Stefan Simon
Bild: Kunsthalle Tübingen
Erstveröffentlichung in kunst:art 75