Utopisches und Dystopisches

21.11.2020 – 14.2.2021 | Kunsthalle Krems

Nichts Geringeres als das gesamte Schrifttum der Welt als Bibliografie in Zettelkästen zu erfassen war Paul Otlets Zielsetzung. Basierend auf dessen Idee einer utopischen Stadtplanung entwarf die Künstlerin Fiona Tan mit der Arbeit „Archive“ (2019) eine fiktive digitale Animation eines Archivs in kreisrunder Architektur. In Fiona Tans künstlerischem Werk sind Erinnerung, Zeit und Geschichte wesentliche Faktoren, die sie vor allem in den Medien Fotografie, Film und Video installativ umsetzt. Die aus Indonesien stammende und in Amsterdam lebende Künstlerin (* 1966) gilt als führende Protagonistin einer auf Recherche, Dokumentation und Archivarbeit basierenden Kunst, geprägt von einem stark wissenschaftlichen Zugang. Die Künstlerin konstruiert Narrative, die zwischen Dokumentation, Biografischem, Fiktion und Imagination changieren. Kunst wird hierbei immer auch als Produktionsfeld von Reflexion, Analyse und Konzept begriffen.

Soziale Themen, in denen sowohl das Individuum als auch das Kollektiv behandelt werden, spielen bei Fiona Tan eine zentrale Rolle. Utopische und dystopische Orte sowie Archive sind die thematischen Schwerpunkte der Schau, die mittels der fotografischen Werke und Videoinstallationen präsentiert werden. Im Film „Elsewhere“ (2018) beschreibt die Künstlerin einen utopischen Ort, der akustisch über die filmische Aufnahme der Megametropole Los Angeles gelegt wird. Im Video „Inventory“ (2012), einer filmischen Wiedergabe einer antiken Skulptur- und Architektur-Sammlung, arbeitet Tan mit unterschiedlichen Kameraversionen von Super 8 bis HD, wodurch sich unterschiedliche visuelle Stofflichkeiten des Filmbildes ergeben.

 

Fiona Tan. Mit der anderen Hand
21.11.2020 – 14.2.2021
Kunsthalle Krems
Museumsplatz 5
A-3500 Krems an der Donau
Tel.: +43-2732-908010
Di – So 10 – 17 Uhr
Eintritt: 10 €, erm. 9 €
www.kunsthalle.at

Text: Stefan Simon
Bild: Kunsthalle Krems
Erstveröffentlichung in kunst:art 76