Die Zukunft unseres Planeten wie unserer Gattung überhaupt scheint vielen Menschen derzeit arg dunkel verhangen: geopolitische Verwerfungen, Klimawandel, Artensterben und was da noch mehr am Horizont dräuen mag. Für (prä-)apokalyptische Gefühle ist aber eigentlich gar kein Anlass – das ist zumindest die Meinung von Claudius Schulze. Der Dokumentar- und Landschaftsfotograf Schulze (* 1984) beschäftigt sich schon seit Langem künstlerisch mit den Schnittstellen von Natur und menschlichem Handeln und andererseits mit der möglichen Kreativität von Computern. Beide Interessen kommen zusammen bei „Biosphere X“, dem multimedialen Projekts des Künstlers in der Alfred Ehrhardt Stiftung.
Die Berliner Stiftung widmet sich seit bald zwanzig Jahren dem Wirken des Fotografen und Filmers Alfred Ehrhardt aus dem Umfeld der neuen Sachlichkeit, doch setzt man in der Auguststraße die historische Position gerne in Beziehung zum aktuellen Kunstschaffen. Der Denkansatz von Claudius Schulze bringt zwei eigentlich voneinander unabhängige Beobachtungen zusammen. Das rasante Verschwinden von Arten, es wird akribisch protokolliert, und die nicht minder dramatische Entwicklung der Maschinenintelligenz. Könnte nicht, so Schulzes kühne Utopie, der Verlust an Biodiversität aufgefangen werden durch bio- und gentechnische Innovationen, könnten nicht beispielsweise anstelle der Bienen spezialisierte Miniatur-Drohnen die Bestäubung von Pflanzen übernehmen?
Claudius Schulze – Biosphere X
bis zum 20.12.2020
Alfred Ehrhardt Stiftung
Auguststr. 75
D-10117 Berlin
Tel.: +49-30-20095333
Di – So 11 – 18 Uhr
Eintritt frei
www.aestiftung.de
Text: Dieter Begemann
Bild: Alfred Ehrhardt Stiftung
Erstveröffentlichung in kunst:art 76