Die Bilder des 2012 havarierten Luxusliners Costa Concordia sind um die Welt gegangen. Auch der Fotograf Jonathan Danko Kielkowski (* 1988) interessiert sich für das verunglückte Kreuzfahrtschiff. Seine fotografischen Erkundungen des Wracks beginnt jedoch erst zwei Jahre später in Genua, als die Schiffsruine zur Demontage im Heimathafen vor Anker liegt. Seine fotografischen Streifzüge, die nun im Münchner Stadtmuseum zu sehen sind, sind ein Narrativ staunenden Entsetzens. Ein labyrinthisches System von Fluren, Treppen und Stegen nimmt den Betrachter mit durch die Etagen des einstigen Vergnügungsschiffs. Trotz aller Verwüstungen bewahren die vorgefundenen Szenerien auch immer ein theatralisches Moment und zelebrieren eine Ästhetik des Ruinösen, eine Schönheit des Scheiterns.
Die Sujets des Nürnberger Fotografen sind vergessene und verlassene Orte menschlicher Geschichte, durch den Charme morbider Vergänglichkeit gezeichnete Räume. Der Fotograf findet seine Motive in von Menschenhand geschaffenen Architekturen, wie in dem Bau-Skelett eines sich im Verfall befindenden, nie fertig gestellten Hochhauses in Barcelona. Im abgelegenen Spitzbergen fotografierte Kielkowski die verlassene Bergbausiedlung Pyramiden. Das spektakuläre Panorama der Berge, die monumentale sozialistische Architektur, zurückgelassene Häuser und die Weite der Landschaft sind gleichsam beeindruckend wie unwirklich. Funktionslos geworden und verlassen erinnern die Architekturen, Industrieanlagen und Kreuzfahrtschiffe heute als unfreiwillige Denkmäler an die ungezügelte Aneignung von Naturräumen durch den industriellen Fortschritt.
Forum 051: Jonathan Danko Kielkowski
25.9.2021 – 30.1.2022
Münchner Stadtmuseum
St.-Jakobs-Platz 1
D-80331 München
Tel.: +49-89-23322370
Di – So 10 – 18 Uhr
Eintritt: 7 €, erm. 3,50 €
www.muenchner-stadtmuseum.de
Text: Stefan Simon
Bild: Münchner Stadtmuseum
Erstveröffentlichung in kunst:art 81