Immer wieder gibt es diese Phänomene in der Museumsarbeit: Man findet einen Schatz in seiner Sammlung, der wer weiß wie lange – in diesem Fall mehrere Jahre – bereits in den Weiten der Archive schlummert, unbeachtet, teils vergessen und unerforscht. So ist es auch bei dieser Begebenheit. Der Museumsberg Flensburg eröffnet in Kooperation mit dem Norsk Reiselivsmuseum eine Sonderausstellung mit Arbeiten von Wilhelm Dreesen, der etwa als einstiger Aussteller auf der Pariser und Chicagoer Weltausstellung gar kein Unbekannter der Fotoszene der Belle Époque war.
Umso schöner ist es nun, fotografische Artefakte in Form von zwei Kisten voller Glasnegative zu finden, die aufgearbeitet eine wahre visuelle Zeitreise erlauben. Dreesen, der 1926 in Flensburg verstarb, fokussierte sich neben seinen atmosphärischen Landschaftsaufnahmen nämlich vor allem auf die Umstände und Umbrüche sozialer, architektonischer, modischer und technischer Errungenschaften um die Jahrhundertwende. Sprich: Er dokumentierte den Zeitgeist im Wandel des Deutschen Kaiserreichs und dessen unmittelbaren Veränderungen.
Dreesens Neugier und Reiselust ist nun dieses unvergleichliche Repertoire von über 300 Bilddokumenten zu verdanken, deren Sichtung und Erforschung einige Jahre in Anspruch genommen hat und die teils noch nie der Öffentlichkeit zugänglich waren. Viele seiner Arbeiten fielen den Bombenangriffen auf Hamburg im Zweiten Weltkrieg zum Opfer, weshalb eben jener Fund, aufgearbeitet und publik gemacht, erfrischende Einblicke in sein Œuvre liefert.
Discovering Dreesen. Fotograf, Globetrotter, Influencer
31.10.2021 – 13.2.2022
Museumsberg Flensburg
Museumsberg 1
D-24937 Flensburg
Tel.: +49-461-852956
Di – So 10 – 17 Uhr
Eintritt: 8 €, erm. 3 €
www.museumsberg-flensburg.de
Text: Dr. Denise Susnja
Bild: Museumsberg Flensburg
Erstveröffentlichung in kunst:art 82