Die Fluxus-Bewegung der 1960er Jahre in ihrer Begeisterung für das Banale, das Flüchtige und gern auch das Absurde ist in gewisser Hinsicht ein später Erbe des Dada – und wie dieses nicht denkbar ohne den vorhergegangenen Krieg. War Dada eine Reaktion auf den Ersten Weltkrieg, so bestimmte der Zweite das Umfeld der Fluxus-Künstler.
Das Fluxus+ Museum in Potsdam untersucht in seiner Ausstellung „Fluxus Kriegskinder“ genau diesen Aspekt, denn so unterschiedlich Mary Bauermeister, Joseph Beuys, Bazon Brock, George Macunias, Yoko Ono, Dieter Roth, Emmett Williams (um nur einige aus der umfangreichen Künstlerliste zu erwähnen) auch waren, so eint sie doch diese Generationserfahrung des verheerenden Krieges und seiner die ganze Gesellschaft durchdringenden Folgen. Das unhinterfragte „Gute und Wahre“ trug hinfort nicht mehr … Das Geflecht der Beziehungen aber reicht weit, denn das 2008 eröffnete Museum Fluxus+ ist Resultat einer persönlichen Faszination, aus der erst eine Sammlung und dann eine Freundschaft wurde: Gründer Heinrich Liman war Wolf Vostell begegnet, der in den 1960er-Jahren wie kaum ein zweiter den Fluxus-Geist in Deutschland verkörperte. Sein „Ruhender Verkehr“, ein einbetoniertes Auto auf dem Kölner Parkstreifen, machte damals Skandal, aber vor allem die Arbeiten zum Vietnam-Krieg sind erst vor dem Hintergrund der „Kriegskinder“ verstehbar. Es geht um biografische Aspekte, aber diese sind auch Anlass, die jeweiligen Werkentwicklungen zu betrachten.
Fluxus – Kriegskinder
Museum Fluxus+
Schiffbauergasse 4f
D-14467 Potsdam
Tel.: +49-331-6010890
Mi – So 13 – 18 Uhr
Eintritt: 7,50 €, erm. 3 – 6 €
www.fluxus-plus.de
Text: Dieter Begemann
Bild: Museum Fluxus+
Erstveröffentlichung in kunst:art 82