Es ist ein gewichtiges Lebenswerk, das sich nun vor uns in der Rostocker Kunsthalle entfaltet – und doch kommt es mit einer immer wieder verblüffenden (und inspirierenden) Leichtigkeit daher: Armin Mueller-Stahls künstlerischer Weg führte von der Musik über die Schauspielerei zur Literatur zur bildenden Kunst. Nicht minder weitgespannt auch die Geografie seines Lebens: geboren 1930 im heute russischen Tilsit über beide Deutschlands bis nach Hollywood. In Kalifornien lebt der Universalkünstler auch heute noch einen Teil des Jahres (der andere wird geteilt zwischen der Lübecker Bucht und Berlin). Eine Biografie zwischen den beiden deutschen Staaten ging freilich nicht ohne politische Verwerfungen ab: Mueller-Stahls Protest gegen die Biermann-Ausbürgerung 1976 führte schließlich zum dauerhaften Wechsel in den Westen.
Die Ausstellung der Rostocker Kunsthalle möchte, auch wenn ihr Fokus auf Zeichnungen und Gemälden aus den letzten beiden Jahren liegt, die ganze Bandbreite dieses so eminent schöpferischen Lebens zeigen. Künstlerische (Zwangs-)Pausen hatte der vielseitig Begabte schon seit je zum Ausflug in andere Genres genutzt, der Roman „Verordneter Sonntag“ (1981) ist da nur ein Beispiel. Gezeichnet wurde gern am Rande der jeweiligen Filmsets. Die Eigenbestimmung des Zeichners, im Gegensatz zur Teamdisziplin des Films, ermöglichte spontane und beschwingte Flüge der Fantasie oder, wie es der Künstler selbst sagt: „Alle Kunst will Musik werden!“
Armin Mueller-Stahl. Alle Kunst will Musik werden
22.5. – 18.9.2022
Kunsthalle Rostock
Hamburger Str. 40
D-18069 Rostock
Tel.: +49-381-3817000
Di – So 11 – 18 Uhr
www.kunsthallerostock.de
Text: Dieter Begemann
Bild: Kunsthalle Rostock
Erstveröffentlichung in kunst:art 85