Kunst und Wettkampf? Das erscheint heute seltsam, weil wir den Wettkampf, eine Frage der Quantitäten, im Sport oder der Wirtschaft am Platze sehen, im eher qualitativ gepolten Feld der Künste aber eher nicht. Das Kunsthistorische Museum Wien wird zur Arena: Im Wettstreit der Künstler steigen „Idole und Rivalen“ gegeneinander in den Ring und meist geht es um nicht weniger als alles! In einer so aufschlussreichen wie witzigen Präsentation wird die Geschichte der Konkurrenzen in den Künsten aufgerollt. Das beginnt schon in der Antike: Die drei griechischen Bildhauer Phidias, Kresilas und Polyklet wetteifern um die gelungenste Darstellung einer weiblichen Figur. Dumm nur, dass alle drei lediglich als römische Kopien erhalten sind, also unentschieden … Auch bei den Vasenmalern fliegen die Fetzen und beim Wettstreit um die florentinischen Taufportale sowieso: Ghiberti gelingt hier ein klarer Knockdown gegen Bruneleschi! Überhaupt Florenz: Mit dramatischen Schlachtgetümmeln kämpfen Leonardo und Michelangelo gegeneinander, während Cellini mit seinem so verstörenden Perseus nicht nur die Medusa, sondern gleich „alle meine Feinde töten“ will.
Nicht minder hitzig der sprichwörtliche „Paragone“, anderthalb Jahrhunderte lang ausgetragen zwischen den Bildhauern und den Malern um die Frage, wessen Kunst die prinzipiell überlegene sei. Noch im Akademiesystem des 19. Jahrhunderts spielte der unmittelbare Wettbewerb die entscheidende Rolle bei der Vergabe der begehrten Rom-Stipendien.
KünstlerInnen im Wettstreit
bis zum 8.1.2023
Kunsthistorisches Museum Wien
Maria-Theresien-Platz
A-1010 Wien
Tel.: +43-1-525240
Täglich 10 – 18 Uhr , Do 10 – 21 Uhr
Eintritt: 18 €, erm. 15 €
www.khm.at
Text: Dieter Begemann
Bild: Kunsthistorisches Museum Wien
Erstveröffentlichung in kunst:art 88