Lauscht man den Interviews, die der Maler Christopher Lehmpfuhl in zahlreichen Kurzfilmen über sein Schaffen gegeben hat, fällt auf, dass er das Wort „Farbklang“ gerne und häufig benutzt. Gemeint ist das Zusammenspiel unterschiedlicher Farben, die Lehmpfuhl in großen Mengen aus Farbeimern entnimmt und in dicken Schichten mit der Hand auf die Leinwand aufträgt, wo sie reliefartig aufgetürmt miteinander verschmelzen und auf einzigartige Weise die Landschaft abbilden. Lehmpfuhl selbst versteht sich als „malender Bildhauer“ und so kann man den Ausstellungstitel im Forum Würth Arlesheim „Zwischen Pathos und Pastos“ als Essenz seines Schaffens interpretieren.
Für seine Arbeiten verlässt Christopher Lehmpfuhl sein Atelier, um bei Wind und Wetter, Sonne und Hitze die großformatige Leinwand in der Natur oder im städtischen Umfeld aufzustellen und in der Tradition der Pleinair-Malerei sein Werk zu beginnen. Dabei spielt bei ihm neben der Darstellung des Motivs das vorherrschende Licht und die damit verbundene Atmosphäre eine tragende Rolle. Christopher Lehmpfuhl verharrt jedoch nicht in impressionistischen Farb- und Lichtstudien, sondern entwickelt die Malerei weiter. Durch scharfe Kontraste und eine Maltechnik, die das Bild nahezu dreidimensional erscheinen lässt, gelingt es ihm, die Stimmung eines Ortes auf das Bild zu übertragen.
Ein von Christopher Lehmpfuhl häufig verwendetes Motiv ist das historische Stadtzentrum von Berlin Mitte mit seinem Schlossplatz, dem Spreeufer und dem Dom. Mit einer Serie von über einhundert Ölbildern hat der 1972 geborene Künstler den Wandel seiner Heimatstadt zwischen 2008 und 2020 begleitet und damit eine Chronologie der Neugestaltung dieses Bezirks geschaffen.
Immer wieder gelingt es ihm, außergewöhnliche Orte oder ein besonderes Panorama aufzuspüren. So hat er das Berliner Stadtpanorama auch schon vom Dach des Bettenhauses der Charité und vom Roten Rathaus aus porträtiert.
Auf zahlreichen Reisen rund um den Globus ist Christopher Lehmpfuhl hinaus in die Natur gegangen, in die Berge, ans Meer. Trotz aufwändiger Logistik, die seine großformatigen Leinwände erfordern und Malreisen beschwerlich machen, hat er sich auf den Inseln der Nordsee und in Island, im fernen Indien und den USA in die Landschaft begeben, hat beobachtet, wie das Licht die Farben des Himmels und des Bodens verändert, um dann das „Licht in Malerei zu verwandeln“, wie er es selbst ausdrückt.
In der Ausstellung in Arlesheim werden neben den rund 35 meist großformatigen Ölgemälden aus der Sammlung Würth auch einige aus dem Besitz des Künstlers zu sehen sein, sowie einige Aquarelle, persönliche Arbeitsobjekte Lehmpfuhls und Dokumentarfilme, die einen Einblick in das Schaffen des Künstlers gewähren.
Christopher Lehmpfuhl. Zwischen Pathos und Pastos
9.12.2022 – 29.10.2023
Forum Würth Arlesheim
Dornwydenweg 11
CH-4144 Arlesheim
Tel.: +41-705-9595
Di – So 11 – 17 Uhr
Eintritt frei
www.kunst.wuerth-ag.ch/de/wuerth_forum
Text: Karin Gerwens
Bild: Forum Würth Arlesheim
Erstveröffentlichung in kunst:art 89