Covid-19 hat weltweit das öffentliche Leben zum Erliegen gebracht. Ein drastisches Szenario, das man sich bis dato so nur in einem Hollywood-Film vorstellen konnte, wurde grausame Realität. Die Welt stand still, die Menschen wurden aufgefordert, das Haus nicht zu verlassen. Die Einsamkeit hielt Einzug in den Familien, bei Freunden und Bekannten. Strenge Maßnahmen griffen um sich und schränkten unsere Freiheiten massiv ein.
Heute ist das Virus immer noch da, aber man hat sich scheinbar arrangiert. Was bleibt, ist die Erkenntnis, wie fragil es um die eigene Gesundheit steht bei einer derart tödlichen Bedrohung aus dem Reich der Viren. Andere Krankheiten wurden an den Rand gedrängt, verschwunden sind sie jedoch nicht.
Die beiden polnischen Künstlerinnen Basia Bańda und Aleksandra Kubiak setzen sich mit dem Thema Gesundheit auf unterschiedliche Weise auseinander. Basia Bańda wurde in Zielona Góra geboren und studierte Malerei an der Akademie der Bildenden Künste in Posen. 2018 promovierte sie an der Akademie der Bildenden Künste in Katowice. In ihrer Heimatstadt arbeitet sie seit 2008 am Institut für Bildende Kunst der Universität.
Für Basia Bańda ist das Malen auf eine gewisse Art und Weise vergleichbar mit einer Therapie und eben jener heilenden Wirkung für sie. Der Wohlfühleffekt beim Betrachten ihrer Arbeiten stellt sich recht schnell ein. Die oftmals gegenstandslose Malerei eröffnet der Künstlerin für sie ungeahnte Möglichkeiten der Kreativität und die Auseinandersetzung mit der eigenen Person. Die Reflexion des gegenwärtigen Geschehens in den Arbeiten strahlt Optimismus und Zuversicht aus. Etwas, was in diesen extremen Zeiten mehr als gebraucht wird – und das vermag die Kunst zu geben.
Aleksandra Kubiak stammt aus Lubań. Sie lebt und arbeitet heute in Zielona Góra. 2016 promovierte sie an der Universität Poznań. Von 2001 bis 2013 gehörte sie der Chief Judge Group an, die sie mit Karolina Wiktor gegründete. Seit 2014 setzt sich die Künstlerin vorwiegend mittels der Performance, Dokumentarfilm und Theater mit eigenen schwierigen familiären Problemen auseinander. Die Aufarbeitung eines erlebten Traumas ist nie leicht, denn automatisch wird man an etwas erinnert, was man eigentlich am liebsten verdrängen möchte.
Unterschiedlicher könnte der Ansatz in der Thematik nicht sein und genau das ist das Reizvolle an dieser Schau. Während Bańda in ihren Arbeiten die Kunst als eine Variante der Heilung sieht, setzt sich Kubiak mit der eigenen familiären Situation bewusst kritisch auseinander. Was beide Positionen wieder zusammenführt, ist: Gesundheit ist das oberste Gebot im Leben.
Kunst ersetzt in keinem Fall die klassische Medizin, aber sie tut der Psyche gut. Körper und Geist stehen in der Philosophie von René Descartes (1596–1650) für sich, gehören aber zusammen. Ist der Körper gesund, ist es auch der Geist. Umgedreht wird es schwierig, aber es ist machbar. Das zeigt die Ausstellung eindrucksvoll – die Freude am gesunden Leben. Heute wohl wichtiger denn je.
Nadja Naumann lebt und arbeitet als freie Journalistin in Mitteldeutschland.
Basia Bańda und Aleksandra Kubiak. Fast Gesund
18.12.2022 – 12.3.2023
Brandenburgisches Landesmuseum Dieselkraftwerk
Uferstr./Am Amtsteich 15
D-03046 Cottbus
Tel.: +49-355-49494040
Di – So 11 – 19 Uhr
Eintritt: 4 €, erm. 3 €
www.blmk.de
Text: Nadja Naumann
Bild: Brandenburgisches Landesmuseum Dieselkraftwerk
Erstveröffentlichung in kunst:art 89