Kurt Buchwald fasziniert uns mit seiner visuellen Sprache der Verschleierung, indem er geometrische Formen vor die Linse bringt, die unseren Blick sowohl blockieren als auch radikalisieren. Auch seinen Körper setzt er zu diesem Zweck in jener halbdokumentarischen Serie „Ein Tag in Ostberlin“ aus den 1980er-Jahren ein. Buchwald baut große Metallobjekte, Holzbuden und dadaistische Instrumente, die für sich genommen minimalistische Skulpturen sind und zugleich als plastische Mahnungen zu einer wachsamen Skepsis gegenüber einem naiven Glauben an technische Medien dienen.
Die Ausstellung „Asymmetrie des Sehens“ ist eine tiefgehende Retrospektive auf Buchwalds Schaffen. Videos und Reste von Performances, Warnschilder in der Tradition von Klaus Staeck und ein Schreibtisch aus dem Amt für Wahrnehmungsstörung, der auf die Rückkehr des Beamten zu warten scheint, um die Autorisierten Beobachtungsberichte, die der Besucher ausfüllen soll, weiter zu bearbeiten, sind in die Schau einbezogen. Farbfotografien, die Himmel und Raum suggerieren, kontrastieren mit düsteren Schwarz-Weiß-Bildern, die von der Atmosphäre der DDR geprägt sind. Buchwald möchte, dass wir uns bewusst sind, dass wir in einer falschen Realität konstruierter Wahrheiten leben. Seine ostdeutsche Identität treibt ihn dazu, Werke zu schaffen, die die Manipulation der Wahrnehmung kommentieren und uns daran erinnern, nicht in sentimentalen Erinnerungen an die Zeit des Kalten Krieges zu schwelgen, denn diese war alles, nur kein Kinderspiel.
Kurt Buchwald. Asymmetrie des Sehens
1.2. – 30.4.2023
Francisco Carolinum Linz
Museumstr. 14
A-4020 Linz
Tel.: +43-732-772052200
Di – So 10 – 18 Uhr
Eintritt: 6,50 €, erm. 4,50 €
www.ooekultur.at
Text: Dr. Renée Gadsden
Bild: Francisco Carolinum Linz