Direkt vorab: „Der Maler“ ist eine Mockumentary. Ben Becker, bekannt aus zahlreichen Filmen, spielt den Künstler Albert Oehlen, der in seinem Atelier ein etwa zwei mal zwei Meter großes Bild malt. Dabei zeigt er verschiedene Phasen der Verzweiflung und der Ekstase, erzählt dem ihn offen begleitenden Kamerateam alberne scheinbar ernst gemeinte Sprüche und erfüllt auch sonst fast jedes Klischee, das man von Künstlern im Kreativprozess haben kann.
Ein ausgezeichneter Regisseur (Oliver Hirschbiegel) und ein ebenbürtiger Schauspieler (Ben Becker) inszenieren in gut 94 Minuten einen Parforceritt durch den Bildentstehungsprozess eines real existierenden erfolgreichen Künstlers, inklusive Gängelung des Assistenten, seltsamer Verrenkungen, um das Bild besser betrachten zu können, und einiger anderer Merkwürdigkeiten. Dabei bleibt bis zu Schluss unklar, ob es sich um eine satirische Überspitzung handelt, oder ob das gesamte Filmteam zu tief am Terpentin geschnüffelt hat.
Aus dem Off kommt zudem eine weibliche Stimme, die sich an den Betrachter wendet und für den Künstler nicht zu hören ist. Da sie mal mehr, mal weniger offensichtlich seltsame „Künstler-Wahrheiten“ von sich gibt und dabei häufig kryptisch bleibt, hofft man, dass sie nicht das Alter Ego des realen Künstlers Albert Oehlen ist, der ebenfalls am Projekt beteiligt ist.
„Der Maler“ ist ein hervorragend inszenierter Film mit einem ausgezeichneten Hauptdarsteller Ben Becker. Leider kann der Rezensent nicht ausmachen, wofür es diesen Film gibt. Möglicherweise muss man ein Künstler sein, um diesen Film urkomisch zu finden, da hier ein Künstlerbild im Spannungsfeld von Kreativität und Wahnsinn gezeichnet wird, das es, wenn überhaupt, nur selten gibt.
Der Maler
ab 16.3.2023 im Kino
Regie: Oliver Hirschbiegel
Drehbuch: Ben Becker, Albert Oehlen
Besetzung: Ben Becker, Gudrun Gut
94 Minuten, Produktionsjahr: 2022
Verleih: Der Filmverleih
dermaler.der-filmverleih.de
Text: Christian Corvin
Bild: Der Maler
Erstveröffentlichung in kunst:art 90