Der erste Name, der einem hierzulande einfällt, denkt man an Bildhauerei der klassischen Moderne aus Großbritannien, ist wohl der von Henry Moore. Das hat zwar seinen Grund, ist aber doch ein wenig ungerecht, denn diese Künstlerin ist nicht weniger bedeutend (und in ihrem Heimatland verdientermaßen bis heute sehr populär): Barbara Hepworth (1903–75). Das Duisburger Wilhelm Lehmbruck Museum nennt sie schlankweg „eine Schlüsselfigur der europäischen Avantgarde und eine Meisterin der Abstraktion.“ Das Museum, das über seinen Namenspatron (und die Architektur des Hauses selbst) für die künstlerische Moderne des 20. Jahrhunderts in Deutschland steht, widmet der britischen Bildhauerin eine große Retrospektive unter dem Slogan „Die Befreiung der Form“.
Der große Begriff der Befreiung, bekanntlich einer der schillerndsten Slogans des Jahrhunderts, hat hier seine volle Berechtigung gleich in mehrfacher Hinsicht: Er meint die Ablösung der Dominanz des Gegenstandes, der Figur zugunsten eines die inner-formlichen Beziehungen in den Blick nehmenden Verständnisses von Bildhauerei. Und zugleich die Abwendung von vormals überwiegend geschlossenen Volumina hin zu einer Konzeption, die die Öffnung, den Leerraum wesentlich mitdenkt. Schließlich wendet Barbara Hepworth persönlich der Metropole London den Rücken und geht in den 1930ern ins cornwallische St.Ives. Die Bedeutung der Künstlerin für die Kunst der Gegenwart thematisiert das finale Kapitel.
Barbara Hepworth. Die Befreiung der Form
2.4. – 20.8.2023
Lehmbruck Museum
Friedrich-Wilhelm-Str. 40
D-47051 Duisburg
Tel.: +49-203-2833294
Di – Fr 12 – 17 Uhr, Sa + So 11 – 17 Uhr
Eintritt: 9 €, erm. 5 €
www.lehmbruckmuseum.de
Text: Dieter Begemann
Bild: Lehmbruck Museum
Erstveröffentlichung in kunst:art 91