Das maximale Minimum

1.6. – 17.9.2023 | Kunstmuseum Bonn

Riesige Puppen und Spielzeuge. Sperrige Kleider und Kostüme. Klapprige Figuren aus Alltagsobjekten: Der Kunst von Wiebke Siem ist die Lust an der Verfremdung förmlich anzusehen. Doch die raumgreifenden Inszenierungen der 1954 in Kiel geborenen Künstlerin lassen hinter einer ausgelassenen Experimentierfreude ernste Themen aufscheinen. Wie konsequent sich Wiebke Siem bereits früh mit gesellschaftlichen Rollenbildern, hierarchischen Strukturen des Kunstbetriebs und der Vereinnahmung sogenannter „primitiver Kunst“ in der Moderne befasste, zeigt jetzt die Einzelschau „Das Maximale Minimum“ im Kunstmuseum Bonn. Nach Stationen im Kunstmuseum Den Haag und im Museum der Moderne Salzburg sind darin auch in Bonn Werkgruppen aus mehreren Schaffensphasen zu sehen.

Das Spiel mit kultureller Aneignung und Geschlechterfragen wird besonders in Siems „Maskenkostümen“ von 2000 deutlich. Mit bemerkenswert unförmigen, oft androgynen Kleidungsstücken sowie afrikanisch anmutenden Masken lässt sie die Menschen, die sie tragen, zu skulpturalen Wesen erstarren. Andersherum verwandelt sie in ihren ironisch aufgeladenen Environments aus Möbeln der 50er-Jahre Besen, Bürsten und Teigrollen in struppige Fetische und hagere, hölzerne Figurinen. Der Welt schnöder Alltäglichkeit erfinderisch begegnen können Besucher schließlich in der interaktiven Installation „Der Traum der Dinge“, in der allerlei „objets trouvés“ für eigene Kreationen bereitliegen.

Wiebke Siem. Das maximale Minimum
1.6. – 17.9.2023
Kunstmuseum Bonn
Museumsmeile
Helmut-Kohl-Allee 2
D-53113 Bonn
Tel.: +49-228-776260
Di – So 11 – 18 Uhr, Mi 11 – 21 Uhr
Eintritt: 7 €, erm. 3,50 €
www.kunstmuseum-bonn.de

Text: Dr. Julia Behrens
Bild: Kunstmuseum Bonn
Erstveröffentlichung in kunst:art 91