Der in Mainz lebende Künstler Anton Kokl (* 1949) ist Grafiker, Maler und Forscher. Die Einzelausstellung „Inner Colours“ präsentiert drei Werkgruppen, die seine dreißigjährige systematische Auseinandersetzung mit dem Phänomen der Interferenzpigmente feiern. Der spezifische Charakter der Interferenzfarbe schafft eine transitorische, räumliche Erfahrung, die erst dann aktiviert wird, wenn der Betrachter seine Position vor dem Werk verändert. Die großformatigen Gemälde der Ausstellung fordern den Zuschauer auf, sich zu bewegen und eine visuelle Erfahrung zu machen, die in der physischen Erfahrung des Körpers begründet ist. Die schillernde Farbqualität, die an einen Ölfilm, eine Seifenblase oder einen Mondhof erinnert, ist nur dann wirklich zu erleben, wenn sich Licht und Betrachtungswinkel ändern.
Kokl kombiniert oft mehrere Techniken wie Ölmalerei, Tusche, Siebdruck und Ölkreide in einem Bild und beweist damit die Beherrschung dieser Materialien und Verfahren. Indem er den spontanen, gestischen Einsatz von Farbe mit den akribischen, wissenschaftlichen und chemischen Verfahren des Drucks kontrastierte, entwickelte er schier unbegrenzte, kreative Herangehensweisen, um die vielfältigen Möglichkeiten des Zusammentreffens von Malerei und Druckgrafik zu untersuchen. Der ganzheitliche Denker Goethe sagte in „Zur Farbenlehre“ (1810): „Ich habe nichts dagegen, wenn man die Farbe sogar zu fühlen glaubt“. Anton Kokl schließt sich dieser Sichtweise an. Er sieht eine große Nähe der transparenten und durchlässigen Interferenzfarben zu dem, was Goethe physiologische Farben nannte, Farben, die frei im Geist und im Auge entstehen.
Anton Kokl. Inner Colours
16.6. – 24.9.2023
Museum Wiesbaden
Friedrich-Ebert-Allee 2
D-65185 Wiesbaden
Tel.: +49-611-3352250
Di + Do 11 – 19 Uhr, Mi + Fr 11 – 17 Uhr, Sa + So 11 – 18 Uhr
Eintritt: 12 €, erm. 9 €
www.museum-wiesbaden.de
Text: Dr. Renée Gadsden
Bild: Museum Wiesbaden
Erstveröffentlichung in kunst:art 91