Georg Baselitz in der Albertina
Gibt es eine bessere Möglichkeit, die Dinge auf den Kopf zu stellen, als ein Erbe zu hinterlassen, bevor man stirbt, und das als Feier des Lebens statt des Todes? Georg Baselitz (* 1938) beschloss, seinen 85. Geburtstag zu feiern, indem er je 50 Zeichnungen an die Morgan Library in New York und an die Albertina verschenkte. Das gesamte Konvolut ist nun in Wien zu sehen. Der Künstler betrachtet diese Zeichnungen als eigenständige Kunstwerke und nicht als Studien für Gemälde. Als solche eröffnen sie uns ein besseres Verständnis der Aspekte von Geschwindigkeit und Spontaneität in seinem Werk.
Georg Baselitz’ Kunst ist dynamisch und geprägt von seinem unermüdlichen Drang, die Abstraktion in gegenständlichen Motiven zu entdecken. Als junger Künstler war er auf beständiger Suche nach einer neuen Art des künstlerischen Ausdrucks jenseits des, in dieser Zeit die westliche Kunstwelt beherrschenden, Abstrakten Expressionismus. Baselitz wollte sich einen festen Platz in der Szene erobern, um sich aus dem Schatten anderer Künstler wie Sigmar Polke zu befreien. Seine beharrliche Suche nach einer eigenen Bildsprache ließ ihn die Dinge auf den Kopf stellen — um die Kunstwelt in jeder Hinsicht aufzurütteln, um sicherzustellen, dass seine Arbeit anerkannt und unverwechselbar wird. Baselitz brachte sich selbst bei, umgedreht zu zeichnen, und der Rest ist (Kunst-)Geschichte. Dieser Blick auf die 100 Zeichnungen ist gibt viel Aufschluss über Georg Baselitz und seine Originalität.
Georg Baselitz. 100 Zeichnungen
7.6. – 17.9.2023
Albertina
Albertinaplatz 1
A-1010 Wien
Tel.: +43-1-534830
Täglich 10 – 18 Uhr, Mi + Fr 10 – 21 Uhr
Eintritt: 18,90 €, erm. 14,90 €
www.albertina.at
Text: Dr. Renée Gadsden
Bild: Albertina
Erstveröffentlichung in kunst:art 92