Holmead in der Kunsthalle Bremen
Es klingt wie ein Märchen, die Geschichte, wie der Amerikaner Clifford Holmead Phillips zur Kunst kam. Als 23-Jähriger verkauft er 1912 sein Automobil, das ein Geschenk seines Vaters war. Damals eigentlich nicht vorstellbar, denn wer hatte schon zu der Zeit ein Auto? Vom Erlös bucht er seine erste Schiffspassage nach Europa, und dort entdeckt er die Kunst der Alten Meister. Und da hat es wohl „Woom“ gemacht. Holmead Phillips beschließt, Maler zu werden. Systematisch erarbeitet er sich sein wachsendes Können zunächst über die Zeichnung. Auch die Ölmalerei erobert er sich autodidaktisch. Am Anfang stehen akribisch gemalte Werke im naturgetreuen Stil der amerikanischen „Hudson River School“, gefolgt von der zarten, impressionistisch geprägten Landschaftsmalerei, die in den Künstlerkolonien an der amerikanischen Ostküste entsteht. Immer wieder zieht es ihn nach Europa, oft monatelang lebt er in unterschiedlichen europäischen Städten und kehrt stets inspiriert zurück. So feiert er internationale Erfolge, stellt in Galerien und Museen auf beiden Kontinenten aus.
Der Bruch kommt mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs. Er verkürzt seinen Namen auf „Holmead“ und bleibt 16 Jahre in seiner Heimat. 1956 kehrt er endgültig nach Brüssel zurück. Dann, als fast 80-Jähriger, findet er zu seinem einzigartigen Spätwerk, dem „Shorthand Painting“. Sein besonderes Interesse gilt Menschen, deren Physiognomien ihn fasziniert haben. Er skizziert sie mit Bleistift und wenigen, schnellen Strichen, ehe er ihre Köpfe in Öl malt. Anlässlich der großzügigen Schenkung von Alfred Moeke zeigt die Kunsthalle eine Auswahl von Holmeads Gemälden und Zeichnungen aus dem eindrucksvollen Spätwerk der 1960er- und 70er-Jahre.
Holmead. Schenkung Alfred Moeke
ab 5.8.2023
Kunsthalle Bremen
Am Wall 207
D-28195 Bremen
Tel.: +49-421-329080
Di 10 – 21 Uhr, Mi – So 10 – 17 Uhr
Eintritt: 10 €, erm. 5 €
www.kunsthalle-bremen.de
Text: Bence Fritzsche
Bild: Kunsthalle Bremen
Erstveröffentlichung in kunst:art 92
