forx . p i tchforks for peace

Volker-Johannes Trieb, forx. pitchforks for peace, 2023

Künstlerische Intervention von Volker-Johannes Trieb zum Gedenken an 375 Jahre Westfälischer Friede in Osnabrück errichtet – ein Zeichen gegen Krieg und für internationalen Zusammenhalt.

Großer Festakt am 25. Oktober zum Jahrestag der Verkündung 1648 strahlend weiße Heu- und Mistgabeln spannen sich an der Fassade des Osnabrücker Rathauses empor und sind von weithin sichtbar. Der Blick der Betrachtenden folgt den Forken vom Sockel des Rathauses 15 Meter hinauf bis zum Dach. Am Samstag, den 30. September, hat der Osnabrücker Künstler und Aktivist Volker-Johannes Trieb seine temporäre Installation „forx. pitchforks for peace“ feierlich an die Bürgerinnen und Bürger der Stadt übergeben. Die monumentale Skulptur ist noch bis zum 31. Oktober am Rathaus in Osnabrück zu sehen, wo vor 375 Jahren der Westfälische Frieden verkündet wurde. Dieser beendete nach drei Jahrzehnten einen weiträumigen Territorialkrieg und besiegelte eine Friedensordnung gleichberechtigter europäischer Staaten – die Geburtsstunde der Idee eines Europas als Staatenbund.

„Die Installation aus 1648 Forken im Herzen der Stadt ist ein ungewöhnliches Mittel – und das an passender Stelle . Von der Treppe des Osnabrücker Rathauses wurde nach 30 Jahren Krieg 1648 der Westfälische Friede verkündet. Ganze Generationen hatten nur Krieg erlebt, die Menschen in Europa sehnten sich so sehr nach Frieden. Diese Installation schafft auch eine Brücke zu unserer eigenen Geschichte, nicht nur zu der des Westfälischen Friedens, sondern auch zu anderen dunklen Zeiten, in denen Menschen verfolgt , erniedrigt und getötet wurden. Sie erinnert uns daran, dass so etwas nie wieder geschehen soll und steht für Toleranz und Menschlichkeit.“

KATHARINA PÖTTER
OBERBÜRGERMEISTERIN OSNABRÜCK
Volker-Johanne Trieb

Der Künstler hat die Forken aus jenen Ländern zusammengetragen, die bis 1648 Konfliktparteien des 30-Jährigen Krieges waren und ihnen mit einem Holzbalken sowohl ihre ursprüngliche Funktion in der Landwirtschaft als auch ihre Wehrhaftigkeit genommen.

„Heute genau wie vor 375 Jahren stehen wir vor umwälzenden Herausforderungen. Wir brauchen eine wehrhafte Demokratie, um den derzeitigen Krisen und Katastrophen zu begegnen und gesellschaftlichen Frieden zu sichern. Der Krieg gegen die Ukraine hat die landwirtschaftliche Produktion einbrechen lassen und den weltweiten Hunger verschärft; die Folgen der Klimakrisen bekommen die Menschen in den ärmsten Ländern am stärksten zu spüren, die die Katastrophe nicht verursacht haben. Mit meiner Installation ‚forx‘ möchte ich ein Zeichen der Solidarität setzen und Perspektiven für nachhaltige Veränderungen anstoßen.“

VOLKER-JOHANNES TRIEB

Für seine bisher umfassendste Intervention hat Trieb zahlreiche Unterstützer und Unterstützerinnen gewonnen und in die Realisierung der temporären Arbeit eingebunden. Landwirte und Privatpersonen waren aufgerufen, alte Heu-, Erd-, Mist- und Rübengabeln zu spenden und gegen neue Exemplare einzutauschen. Anschließend begann die künstlerische Verwandlung: die Forken wurden weiß lackiert, mit einem Holzbalken auf den Zinken verfremdet und netzartig miteinander verbunden. Die Mistgabel, Symbol ländlicher Arbeit, die in Kriegszeiten zur Waffe wurde, wird zum Zeichen des Friedens umgestaltet. So entspannt sich zum Höhepunkt des Friedensjubiläums und des Festakts am 25. Oktober am Markt in Osnabrück ein Sinnbild für ein friedliches Miteinander und Zusammenhalt. Begleitend zur monumentalen Installation am Osnabrücker Rathaus können Skulpturen aus der Serie „forx. pitchforks for peace“ erworben werden, deren Erlös einem weltweiten Wasserprojekt zugutekommen.

Auch Claudia Pahl-Wostl von der Universität Osnabrück appellierte in ihrer Eröffnungsrede, dass die Zeit für ein Umdenken gekommen sei.

„Wir müssen das Verhältnis von Mensch und Natur neu denken, Nachhaltigkeit muss im Mittelpunkt stehen und Umwelt, Soziales und Ökonomie gleichwertig betrachtet werden. ‚forx. pitchforks for peace‘ ist ein optimistisches und friedensstiftendes Projekt, das zum Nachdenken anregt. Die Vernetzung der Mistgabeln und der partizipative Prozess, in dem die Installation entstanden ist, stehen auch für ein neues Miteinander, das notwendig ist, um die wichtigen Herausforderungen unserer Zeit anzugehen.“

CLAUDIA PAHL-WOSTL

FESTAKT ZUM HISTORISCHEN JAHRESTAG AM 25. OKTOBER 2023 ZUR VERKÜNDUNG DES WESTFÄLISCHEN FRIEDENS

In Osnabrück wird am 25. Oktober die Freude über den Friedensschluss zu hören sein: Den ganzen Tag über finden in der Stadt Konzerte statt, und unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident a.D. Christian Wulff singt ein riesiger Chor aus heimischen Chören, und auch aus Gruppen aus den Partnerstädten und internationalen Jugendchören. Nach einem Gottesdienst im Dom endet der Tag mit dem hochkarätig besetzten Demokratie-Forum im Felix-Nussbaum-Haus. Alle Informationen zum Friedensjubiläum in Osnabrück gibt es online unter friedensstadt.osnabrueck.de.


Text und Bilder: Artpress – Ute Weingarten

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