Jean Tinguelys „Attila“ von 1963 ist ein Paradebeispiel bewegter Kunst. Per Knopfdruck können Ausstellungsbesucher in der Kunsthalle Weishaupt das Pferd mit seinen Motoren, den Eisenstangen und Rädern in Bewegung versetzen. Das Publikum kann nun in der Ausstellung „Dynamic – Bewegung in der Sammlung“ anhand rund dreißig ausgewählter Arbeiten aus der umfangreichen Sammlung erleben, wie vielfältig sich die Aspekte der Bewegung in der Kunst darbieten. Auch der Argentinier Julio Le Parc hat bewegliche Kunst konstruiert. Er versteht das Phänomen Bewegung politisch. Sein Objekt ist aus einem in Falten geworfenen Aluminiumstreifen gebaut. Der Streifen wird von rotierenden Metallstäben in immer neue Wellenformationen gezogen.
Die Botschaft: Keine starren Perspektiven, kein Stillstand, aktiv sein, sich einmischen. Auch die Spiegelobjekte von Adolf Luther laden zur Bewegung ein. Wenn man sich bewegt, bewegt sich auch das Kunstwerk. Jason Martin oder Jiří Dokoupil erweitern mit Materialschichtungen, mit Licht und Schatten den eigentlichen Bildraum ins Dreidimensionale. In Werken der Op-Art geraten Linien vor den Augen der Betrachter in Schwingung. Interferenzen führen zu Flimmereffekten und es scheint, als würde sich die zweidimensionale Fläche auf die Besucher zubewegen. Es gibt auch Arbeiten, die Bewegung nur festhalten, wie die scheinbar tanzenden Protagonisten, die Robert Longo in seinen fotorealistischen Zeichnungen fixiert hat. Tanz und Bewegung entstehen hier im Kopf des Betrachters.
Dynamic. Bewegung in der Sammlung
bis zum 12.11.2023
Kunsthalle Weishaupt
Hans-und-Sophie-Scholl-Platz 1
D-89073 Ulm
Tel.: +49-731-1614360
Di – So 11 – 17 Uhr
Eintritt: 8 €, erm. 6 €
www.kunsthalle-weishaupt.de
Text: Stefan Simon
Bild: Kunsthalle Weishaupt
Erstveröffentlichung in kunst:art 93
