Unerwartete Wahrheiten

bis zum 25.2.2024 | Gutshaus Steglitz

Ein Mal wollte Jean Dubuffet die Bildnisse selbst betrachten, die ihn schon 1922 in Paris in einem Buch faszinierten, das bei Surrealisten zu einer Art “Bibel” wurde: In der “Bildnerei der Geisteskranken” versammelte der Kunsthistoriker und Psychiater Hans Prinzhorn Werke von Psychiatrieinsassen – eine Kunst, die ihren Ursprung in den bewegten Innenwelten nahm und nicht ferner der akademischen Kunst sein konnte. Erst 1950 kam Dubuffet aber nach Heidelberg – da hatte er bereits fünf Jahre zuvor den Begriff “Art brut” geprägt, der seitdem für eine nichtakademische und rohe Kunst steht.

Eine Schau zu den Bildern dieser künstlerischen Außenseiter präsentiert das Gutshaus Steglitz in Berlin mit insgesamt 50 Werken aus der Sammlung Klewan: Darunter sind nicht nur Zeichnungen, Grafiken und Gemälde des einstigen Weinhändlers und Künstlers Dubuffet, der mit seinen wilden Materialforschungen ein umfassendes künstlerisches Œuvre schuf. Ihm gegenübergestellt sind Werke von Gaston Chaissac (1910–1964), der sich ungewöhnlicher Materialien wie Brettern und bedruckten Tapeten bediente, und Louis Soutter (1871–1942), der als Musiker und Maler Zeit seines Lebens nie Fuß fassen konnte und, von seiner Familie akzeptiert, die letzten Jahre in der Heimisolation malend und zeichnend verbrachte. Auch der legendäre schreib- und malwütige Adolf Wölfli (1864–1930) gehört zu den Künstlern, die Dubuffets Blick auf die Kunst geprägt haben. Zu weiteren gezeigten Positionen zählen die Werke von Margarethe Held (1894–1981) und Madge Gill (1882–1961).

Die wahre Kunst ist immer da, wo man sie nicht erwartet
bis zum 25.2.2024
Gutshaus Steglitz
Schloßstr. 48
D-12165 Berlin
Tel.: +49-30-902992302
Mo – So 10 – 18 Uhr
www.kultur-steglitz-zehlendorf.de

Text: Karolina Wróbel
Bild: Gutshaus Steglitz
Erstveröffentlichung in kunst:art 94