Die Höhle, kein Zweifel, ist ein menschlicher Ur-Ort: Frühen Menschen war sie Wohn- und Schutzraum und noch heute, so hört man, verwandelt so mancher Teenager sein Zimmer in eine solche. Dazwischen natürlich das berühmte Höhlengleichnis des griechischen Großphilosophen Platon, demzufolge wir die Außenwelt nur als Schattenbilder an der Rückwand unserer metaphorischen Lebenshöhle erkennen können … Auch die Kunst kommt nicht ohne Höhle aus, finden sich doch in natürlichen Hohlräumen im gewachsenen Fels die frühesten Spuren malerischer Betätigung, von Altamira bis Lascaux.
Die Bremer Museen Böttcherstraße dringen mit einer beziehungsreichen Sonderschau vor in den Untergrund, der ungeahnte Verheißungen birgt – wie andererseits auch mit Monstern aller Art droht, von denen die Drachen nicht einmal die ärgsten sind: Die Psychoanalyse leuchtet mit ihrem Scheinwerfer in die Höhlen der menschlichen Seele. In der deutschen Romantik erreicht die Höhlenbegeisterung Spitzenwerte: Novalis lässt seinen Helden Heinrich in eine Grotte voll magisch blauem Licht steigen, die frühen Touristen konnten es ihm auf Capri gleichtun. Für den von der Moderne gestressten Zeitgenossen entwirft 1970 der dänische Designer Verner Panton eine schrillfarbene Schaumstoffhöhle und der Eingang des Bremer Museums, ein Entwurf des Expressionisten Bernhard Hoetger von 1927, mutet selbst an wie eine schummerige Höhle, aus der es einen hinauf ins Licht (der Ausstellung) zieht.
Faszination Höhle
10.2. – 9.6.2024
Museen Böttcherstr.
Böttcherstr. 6
D-28195 Bremen
Tel.: +49-421-3388222
Di – So 11 – 18 Uhr
Eintritt: 12 €, erm. 8 €
www.museen-boettcherstrasse.de
Text: Dieter Begemann
Bild: Museen Böttcherstr.
Erstveröffentlichung kunst:art 95