Wie soll man mit einer Sammlung umgehen, die durch Waffenlieferungen an Nazi-Deutschland finanziert wurde und teils aus Raubkunst besteht? Diese Frage steht im Vordergrund der Ausstellung „Eine Zukunft für die Vergangenheit. Sammlung Bührle: Kunst, Kontext, Krieg und Konflikt“ im Kunsthaus Zürich, die zum Nachdenken anregen möchte, um den Diskurs zu fördern. Die Sammlung Bührle geht auf den Unternehmer Emil Georg Bührle zurück, der die Werkzeugmaschinenfabrik Oerlikon erwarb. Diese erwirtschaftete während des Zweiten Weltkrieges 623 Millionen Schweizer Franken durch Verkäufe von Flugabwehrgeschützen an das Deutsche Reich. Auch Teile der Werke der Sammlung haben einen fragwürdigen Hintergrund: So erwarb Bührle zum Beispiel gotische Skulpturen von Benno Griebert, der NSDAP-Mitglied war und zum Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg gehörte, der sich um Raubkunst in besetzten Ländern kümmerte.
In einer Publikation zum Ausstellungsstart werden die Herkunftsgeschichten jener Werke diskutiert, die auf fragwürdigen Wegen Einzug in die Sammlung erhalten haben. Der Fokus liegt dabei auf den Schicksalen der ursprünglichen Besitzer. Neben einer kritischen Aufarbeitung der Geschichte der Sammlung geht es aber natürlich auch um die Kunst an sich. Es werden rund 120 bedeutende Werke gezeigt, wie „Le Bassin aux nymphéas, reflets verts“ von Claude Monet oder „Le Semeur au soleil couchant“ von Vincent van Gogh, welche als Dauerleihgabe im Kunsthaus Zürich verbleiben werden.
Eine Zukunft für die Vergangenheit. Sammlung Bührle: Kunst, Kontext, Krieg und Konflikt
Ab 3.11.2023
Kunsthaus Zürich
Heimplatz
CH-8001 Zürich
Tel.: +41-44-2538484
Di – So 10 – 18 Uhr, Mi + Do 10 – 20 Uhr
Eintritt: 23 CHF, erm. 18 CHF
www.kunsthaus.ch
Text: Jonas Gerwens
Bild: Kunsthaus Zürich
Erstveröffentlichung in kunst:art 94