Prestige im Textilmuseum Krefeld
Kleidung ist traditionell eines der beliebtesten Mittel der Distinktion, mit dem sich bessergestellte, also gut betuchte Schichten Prestige verschaffen. War das über lange Zeit und manche Epoche hinweg vor allem eine Angelegenheit des Adels, der sich durch seine aufwändige Kleidung aus dem arbeitenden Volk herausstellte, zeigte im Laufe des 18. Jahrhunderts besonders auch das aufsteigende Bürgertum seine soziale Stellung in seiner Kleidung an. Ein Forschungsprojekt der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf stellte das jüngst als Teil einer größer angelegten Untersuchung heraus. Und welcher Stoff wäre mehr geeignet, den eigenen sozialen Aufstieg (vor sich her) zu tragen, als Seide? 900 Objekte aus diesem edlen Material sind im Bestand des Deutschen Textilmuseums Krefeld.
Die Ergebnisse dieser nicht nur kunst-, sondern auch sozialhistorischen Forschungen werden in der Ausstellung dieser Stücke sichtbar. Dazu werden nicht nur die Seiden-Roben selbst inszeniert. Im Zusammenhang mit Schrift- und Bildquellen sowie im Zusammenspiel mit anderen Textilien sind sie aber die konkret vorliegenden und anschaulichen Botschafter der sozialen Verhältnisse ihrer Zeit. Wie sich die bürgerlichen Aufsteiger ihrer Gesellschaft damit inszenieren konnten, welche Regeln sich dabei herausgestellt haben und wie man durch Ungeschick im Umgang mit diesen Regeln dem Wort „Parvenü“, das soziale Aufsteiger bezeichnet, zu seinem heute überwiegend negativen Image verhilft, zeigt die Ausstellung mit großem, auch konservatorischem Aufwand. Weniger würde dem edlen Werkstoff Seide auch nicht stehen.
Prestigesache – Bürgerlicher Kleiderluxus im 18. Jahrhundert
5.11.2023 – 16.6.2024
Deutsches Textilmuseum Krefeld
Andreasmarkt 8
D-47809 Krefeld
Tel.: +49-2151-9469450
Di – So 11 – 17 Uhr
Eintritt: 4,50 €, erm. 2 €
www.deutschestextilmuseum.de
Text: Christian Hofmann
Bild: Deutsches Textilmuseum Krefeld
Erstveröffentlichung in kunst:art 94