Ludwig Kirchner im Museum Davos

9.6. – 22.9.2024 | Kirchner Museum Davos

Ernst Ludwig Kirchner, Alte Sennhütte, 1918

Farbe statt Beton

Wer hätte gedacht, dass der berühmte Maler auch ausgebildeter Architekt war? Und dass das Brücke Kollektiv beinahe auch ein Architektenverband hätte sein können, wenn alle Mitglieder ihr Studium erfolgreich abgeschlossen hätten. Kirchner jedenfalls tat es mit der Note „gut“ und erhielt damit die Zulassung zur Ausübung des Berufs. Statt jedoch sein künstlerisches Talent, wie vom Elternhaus gewünscht, in einen bürgerlichen Beruf zu bannen, prägte er den Expressionismus. Die Stilrichtung, die durch Farbenpracht und expressives Ausdrücken inneren Erlebens besticht und wohl im harten Kontrast zur exakten, technischen Zeichnung von Bauwerken steht.

Die Sonderausstellung „Zum Schein Architektur – der unbekannte Kirchner“ zeigt mit insgesamt 95 Studienarbeiten und Entwürfen aus dem Kirchner-Nachlass, sowie der Diplomarbeit zur Friedhofsanlage aus der Sammlung des KMD, die bislang wenig beachtete Seite des für Farbpracht berühmten Expressionisten. Kirchners Auseinandersetzung mit Bauwerken diente ihm als Deckmantel, um seinem eigentlichen Interesse, der Malerei zu folgen. Obwohl er nur zum Schein studierte, prägte das Alibi doch schleichend seine perspektivischen Bildkompositionen und beeinflusste den Maler somit subtil. Im Unterschied zu vorangegangenen Ausstellungen untersucht die kommende Schau das Œuvre Kirchners insbesondere auf architektonische Einflüsse aus Studienzeiten und stellt seine Beziehung zu Bauten und Baugeschichte heraus.

«Zum Schein Architektur». Der unbekannte Kirchner
9.6. – 22.9.2024
Kirchner Museum Davos
Promenade 82
CH-7270 Davos
Tel.: +41-81-4106300
Di – So 11 – 18 Uhr
Eintritt: 15 CHF, erm. 12 CHF
www.kirchnermuseum.ch

Text: Johanna Bayram
Bild: Kirchner Museum Davos
Erstveröffentlichung in kunst:art 97

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