Sie ist gefährlich!
So wie der Kommunikationstheoretiker Marshall McLuhan 1964 erklärte, „Das Medium ist die Botschaft“,
lässt uns Selma Selman 2024 wissen, „Die Künstlerin ist die Kunst“. Sie setzt ihren Körper in
Performances und Bildern direkt ein. Die Künstlerin arbeitet mit den Stereotypen, die ihren Identitäten
zugeschrieben werden („Ich bin ‚Gipsy‘ = Diebin; ich bin Bosnierin = dumm; ich bin Muslimin =
Mörderin“), um sich vorurteilsbehaftete Darstellungen zu eigen zu machen. Im Mittelpunkt der
Ausstellung steht das neu konzipierte Werk „Flowers of Life“ (2024), das der Ausstellung ihren Titel gibt.
Die Installation bezieht sich darauf, wie ihre Familie mit Sammeln und Weiterverkaufen von Altmetall
ihren Lebensunterhalt verdient. Begleitet wird dieses Werk von dem Duft „The Most Dangerous Woman
in the World“ (2024), den die Künstlerin in Zusammenarbeit mit Experten kreiert hat und der einen
besonderen Geruch im Raum verbreitet.
Die Gefahr, die Selman zeigt, kann auf vielen Ebenen untersucht werden. Sie posiert als Femme fatale
und erscheint in glamourösem Make-up auf Hochglanzmagazin-Covern. Bei ihren Auftritten mit
männlichen Familienmitgliedern zerstört sie große Metallobjekte mit gefährlichen schweren Maschinen
— und das in Kleidern und Outfits, die man als „sexy“ bezeichnen kann. Über die Art und Weise hinaus,
wie sie ihr Äußeres instrumentalisiert, positioniert sich Selman als Vermittlerin und Aktivistin. In ihrem
Heimatland hat sie eine Stiftung gegründet, damit Roma-Mädchen eine Ausbildung erhalten.
Selma Selman. Flowers of Life
20.6. – 15.9.2024
Schirn Kunsthalle Frankfurt
Römerberg
D-60311 Frankfurt
Tel.: +49-69-2998820
Di – So 10 – 19 Uhr, Mi + Do 10 – 22 Uhr
Eintritt: 8 €, erm. 6 €
www.schirn.de
Text: Dr. Renée Gadsden
Bild: Schirn Kunsthalle Frankfurt
Erstveröffentlichung in kunst:art 98