Gergana Mantscheva im Kunsthaus Grenchen

23.6. – 15.9.2024 | Kunsthaus Grenchen

Gergana Mantscheva, Stein, 2024

Überall auf einmal

Der künstlerische Leiter Robin Byland freut sich, die erste Museumsausstellung von Gergana
Mantscheva in Grenchen zu präsentieren. Ihre fast hyperrealistischen Gemälde, die von ihren
Kindheitserfahrungen im kommunistischen Bulgarien beeinflusst sind, haben angesichts des russischen
Einmarsches in der Ukraine eine starke Wirkung auf uns. Die Ausstellung beginnt mit einer großen
Wandinstallation von etwa fünfzig kleinen Gemälden. Sie zeigen verwitterte „letzte Porträts“ von
Menschen, die bei Verkehrsunfällen oder auf öffentlichen Plätzen in Bulgarien gestorben sind. Dieser
Brauch, den Ort des Todes eines geliebten Menschen auf diese Weise zu markieren, ist in der Schweiz
nicht bekannt. Dies erinnert uns nicht nur daran, wie wunderbar reich an Traditionen Europa ist, sondern
auch wie wichtig die innereuropäische Kommunikation ist.

Wie Hans Holbein der Jüngere und Paul Klee ist auch Mantscheva Linkshänderin. Sie ist nicht nur eine
Osteuropäerin im Westen, sondern nimmt die Welt auch anders wahr und interagiert mit ihr anders als
die meisten Menschen. Die Künstlerin erklärt, dass alles, was sie malt oder zeichnet, ein Porträt ist: eine
Matratze, ein Holzstapel oder ein verlassenes Gebäude, das langsam in sich zusammenfällt, weil es
nicht mehr genutzt wird. Alles hat einen inneren Geist, den sie versucht, einzufangen und für unsere
Augen darzustellen. Es ist Gergana Mantschevas präziser Blick auf die menschliche Eitelkeit, der ihre
Werke für die Betrachtenden zu einem großen Vergnügen werden lässt.

Gergana Mantscheva. All Over
23.6. – 15.9.2024
Kunsthaus Grenchen
Bahnhofstr. 53
CH-2540 Grenchen
Tel.: +41-32-6525022
Mi – Sa 14 – 17 Uhr, So 11 – 17 Uhr
Eintritt: 5 CHF freiwillig
www.kunsthausgrenchen.ch

Text: Dr. Renée Gadsden
Bild: Kunsthaus Grenchen
Erstveröffentlichung in kunst:art 98