Souvenir de Rosenlaui

15.9. – 17.11.2024 | Kunsthaus Interlaken

Heinz Stähli: o. T. (Vom Gebirg/my own topography) | 2018, Papier und Karton, 40,5×11×10 cm


Am Aufkommen des Fremdenverkehrs im engeren Berner Oberland in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhundert sind nicht zuletzt die Dichter und Maler beteiligt, die als Erste über die Schönheit dieser Landschaft berichten. Mit Reisebeschreibungen, Gemälden und Stichen (den Postkarten jener Zeit) verhelfen sie der Gegend zu Weltruf. Das Rosenlaui (eigentlich Rychenbachtal) mit den steil aufstehenden Engelhörnern auf der einen Talseite und den markanten Gebirgen von Well- und Wetterhorn im Hintergrund gehören schon früh zum Programm einer sogenannten «Schweizerreise».

Joseph Anton Koch: Das Wetterhorn von der Rosenlaui aus | 1824, Öl auf Leinwand, 94×83 cm, Kunst Museum Winterthur, Sammlung Oskar Reinhardt, Foto: SIK-ISEA, Zürich (Philipp Hitz)

Johann Wolfgang Goethe (1949 –1832), der im Jahr 1779 auf seiner zweiten Reise durch die Schweiz von Grindelwald über die Grosse Scheidegg durchs Rosenlaui bis nach Guttannen wandert, hält in einem Brief an die Freundin Charlotte von Stein fest:
… Der Weg ins Haslital ist der angenehmste, den man gehen kann … Der erste Blick vom
Berg herab in das Hasliland ist frappierend, die Gegend ist erstaunlich weit und angenehm …
kein Ge danke, keine Beschreibung noch Erinnerung reicht an die Schönheit und Grösse der
Gegenstände …

Vom urwüchsigen Rychenbachtal begeistert waren auch berühmte Künstler wie etwa der englische Maler Joseph Mallord William Turner (1775–1851), der 1802 auf seiner Schweizer Reise mehrere Skizzen vom oberen Reichenbachfall und von Well- und Wetterhorn angefertigt hat, die er später in London als Vorlagen für zwei grossformatige Aquarelle benutzte.
Bereits zuvor hatte Caspar Wolf (1735–1783) auf einer seiner Bergexpeditionen, die er in Begleitung des Berner Verlegers Abraham Wagner und des Pfarrers und Naturwissenschaftlers Jakob Samuel Wyttenbach unternahm, im Rosenlaui gezeichnet. Wolf fertigte später ab diesen Vorlage das erste Ölgemälde des Tals an. Im 19. Jahrhundert folgten diesen Spuren weitere Maler wie Alexander Calame (1810–1864), François Diday (1802–1877) und Joseph Anton Koch (1768–1839). Sie alle haben in zahllosen Darstellungen die Gegend vom Rychenbachfall bei Meiringen bis hinauf zum Rosenlaui-Gletscher festgehalten.

Im letzten Jahrhundert gehören die Malerin Klara Borter (1888–1948) und der Maler Arnold Brügger (1888–1975), die beide in Meiringen gelebt haben, zu den bekanntesten Kunstschaffenden, die sich mit dem Rosenlaui auseinandergesetzen. Gerade Arnold Brügger hat die Berge und das Tal vor seiner Haustüre immer wieder gezeichnet und gemalt.

Max Hari: Gschwantenmad III | 2024, Kohle auf Papier, 165 × 133cm

Bis in unsere Zeit hat die ursprüngliche Landschaft im Rosenlaui Kunstschaffende auf ver-
schiedenste Art und Weise zu Arbeiten inspiriert. Die Werke in der Ausstellung von Barbara Elmerer, Franziska Ewald, Marianne Flotron, Martin Peter Flück, Max Hari, Heinz Stähli und Wolfgang Zät sind schöne zeitgenössische Beispiele dafür.

Kunsthaus Interlaken
Jungfraustrasse 55
3800 Interlaken
+41 (0)33 822 16 61
www.kunsthausinterlaken.ch

Vernissage Samstag, 14. September, 17 Uhr
Sovenirs de Rosenlaui. Gesprächsrunde mit
Christine Kehrli-Moser, Hotelière, Prof. em. Dr. Heinz J. Zumbühl, Geograf, Max Hari, Künstler und Heinz Häsler, Leiter Kunsthaus
Führungen durch die Ausstellung

  1. Oktober, 3. und 17. November, jeweils Sonntagmorgen, 11 Uhr



Es handelt sich um die Veröffentlichung des Pressetextes des Kunsthaus Interlaken.

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