Etwa zeitgleich geboren, aufgewachsen und zum grafischen Macher herangereift und doch aus zwei ganz unterschiedlichen Welten sind die beiden Künstler Kawakami Sumio (1895–1972) und Emil Zbinden (1908–1991), deren artifizielles Pendant sie füreinander zu sein scheinen. Denn die Holzschnitte des gebürtigen Japaners Sumio finden hinsichtlich der Topoi und Macharten in den Arbeiten des in Bern geborenen Zbinden ihre Entsprechung.
Trotz ihrer knapp 10.000 Kilometer Entfernung und ihrer divergierenden kulturellen und sozialen Umfelder zeigen sich frappierende Ähnlichkeiten in den Holzschnitten, mit denen sich die Künstler vermehrt Porträts von Landschaften widmen. Die Ausstellung zeigt Arbeiten beider Künstler und eröffnet somit ein Spannungsfeld, das zum Vergleich, zum Dialog und zur Diskussion einlädt. Die Schau, welche in Kooperation mit der Graphischen Sammlung der Schweizerischen Nationalbibliothek, dem Förderverein Emil Zbinden und dem Kanuma Municipal Art Museum of Kawakami Sumio Japan entstehen konnte, offenbart auch, wie sich ein scheinbar antiquiertes Medium wie das des Holzschnitts über die globalen und soziokulturellen Grenzen hinweg zu einem so universellen künstlerischen Ausdrucksmittel avancieren konnte, und eröffnet eine Metaebene, die im aktuellen Kunstdiskurs ebenfalls nicht fehlen sollte.
Emil Zbinden | Kawakami Sumio
18.6. – 28.8.2022
Kunsthaus Interlaken
Jungfraustr. 55
CH-3800 Interlaken
Tel.: +41-33-8221661
Mi – Sa 14 – 17 Uhr, So 11 – 17 Uhr
Eintritt: 8 CHF, erm. 5 CHF
www.kunsthausinterlaken.ch
Text: Dr. Denise Susnja
Bild: Kunsthaus Interlaken
Erstveröffentlichung in kunst:art 85