
Zwischen Piefkes und Ösis rumpelt es
Schon die Feststellung, dass „der Österreicher sich vom Deutschen durch die gemeinsame Sprache unterscheidet“ (Karl Farkas), weist darauf hin, dass es zwischen beiden Ethnien eine „gepflegte gegenseitige Abneigung bei gleichzeitiger Bewunderung des Anderen geben soll!“ Willkommen im Karikatur Museum! Jede Nation hat den eigenen Nachbarn gegenüber Vorbehalte, manchmal berechtigt, manchmal gar nicht. Und jede Nation hat ihre Karikaturisten, die nicht nur zu den lieben Nachbarn kritisch sind, sondern auch zu sich selbst, wie die 2014 gestorbene Heidelberger Karikaturistin (und einstige Architekturstudentin) Marie Marks: „Von Kindeshänden an gekritzelt. Da weiter nichts rechtes gelernt, aus dem Gekritzel meinen Beruf gemacht“.
Auch sie ist in der Ausstellung „Die lieben Nachbarn“ vertreten und wie so viele Karikaturisten nimmt sie sich (indirekt) aus der Kritik nicht aus. Gezeigt werden die Arbeiten von 47 Karikaturisten (nicht nur aus Deutschland, auch Tomi Ungerer aus dem Elsass ist dabei), denen es gelingt, in sieben Kapiteln liebevoll, ärgerlich, boshaft, schmunzelnd, amüsiert zu dissertieren. Die Ausstellung im Karikatur Museum findet zum 75. Jubiläumsjahr des deutschen Grundgesetzes statt, das daran erinnert, dass Frieden, Freiheit, Demokratie nicht nur in Deutschland, sondern in einigen Ländern wesentliche und aktuell durchaus gefährdete Werte sind. Die Karikaturisten – angesichts des Ukraine Krieges und Rechtsrucks auch in Europa – wissen es.
Die lieben Nachbarn! Deutschland und Österreich
bis zum 17.11.2024
Deutsches Museum für Karikatur & Zeichenkunst
Georgengarten
D-30167 Hannover
Tel.: +49-511-16999911
Di – So 11 – 17 Uhr
Eintritt: 7 €, erm. 4 €
www.karikatur-museum.de
Text: Dr. Milan Chlumsky
Bild: Deutsches Museum für Karikatur & Zeichenkunst
Erstveröffentlichung in kunst:art 99