Das Jubiläum des Bauernkrieges an mehreren Orten Deutschlands

Werner Tübke, Frühbürgerliche Revolution in Deutschland (Ausschnitt: Justitia), 1983-87
Werner Tübke, Frühbürgerliche Revolution in Deutschland (Ausschnitt: Justitia), 1983-87

Von der Wut zur Revolution

Vor 500 Jahren begehrten die Bauern gegen die Unterdrückung durch Adel und Klerus auf. Trotz ungleicher Bewaffnung stemmten sie sich mutig gegen die Ausbeutung durch die Feudalherren und formten die erste Massenbewegung der deutschen Geschichte, ja die erste Revolution. Gefordert wurden universale Freiheitsrechte und die Gleichheit aller Menschen. An der Spitze der Bewegung stand kein Feldherr oder militanter Aufrührer, sondern ein Pfarrer, bewaffnet mit dem Wort Gottes. Thomas Müntzer setzte an, um auf die Reform der Kirche eine Reform der Gesellschaft folgen zu lassen, und brachte die Predigt zum Volk, indem er statt auf Latein nun in deutscher Sprache seine Gottesdienste hielt. Wie gefährlich die Forderung nach Gleichheit für ein auf Ausbeutung basierendes System ist, hat die Geschichte schon vielfältig gezeigt, entsprechend groß war die Gegenwehr. Zum Jubiläumsjahr lassen nun mehrere Museen die Geschichte wieder aufleben.

Die Thüringer Landesausstellung „freiheydt 1525 – 500 Jahre Bauernkrieg“ blickt mit Bezug zur Örtlichkeit auf die Ereignisse. Thüringen war schließlich Schauplatz eines entscheidenden Wendepunktes der Geschehnisse sowie finaler Wirkungsort Müntzers. Das Panorama Museum Bad Frankenhausen zeigt beispielsweise Werner Tübkes 14 Meter hohes Panoramabild „Frühbürgerliche Revolution in Deutschland“ als imposantes Zeitpanorama auf Leinwand.

„500 Jahre Bauernkrieg“ – die Landesausstellung Baden-Württemberg befasst sich mit Protagonisten der Zeit und fragt „Was sagt uns der Bauernkrieg heute?“. Bauernproteste sind uns auch in jüngster Vergangenheit begegnet, denkt man an die landesweiten Protestaktionen gegen das Kabinett Scholz. In „Uffrur! Utopie und Widerstand im Bauernkrieg 1524/1525“ werden innovativ acht Protagonisten der Aufstände als KI-generierte Figuren wiedererweckt.

In Böblingen bringt die Städtische Galerie zeitgenössische Positionen aus Skulptur und Plastik als gesellschaftspolitischen Kommentar. Peter Lenk und Lutz Ackermann vertreten bildhauerische Perspektiven auf den Bauernkrieg im Dialog. Ihre unterschiedlichen Erzählweisen beleuchten Gewalt, Widerstand und historische Metamorphosen in der Form sehenswerter zeitgenössischer Denkmäler.

Besonders unter die Haut gehen die im Schloss Achberg ausgestellten Werke des Käthe-Kollwitz-Zyklus zum Bauernkrieg. In schonungsloser Härte zeichnete ihr Kohlestift Strich um Strich die Ohnmacht der entsetzlich brutalen Willkür ausgelieferten Bauern. Unter dem Blick der über den Zaun schauenden Tochter liegt die leblose Mutter vergewaltigt im Garten. Verwüstet und niedergetrampelt liegen Pflanzen wie Leben der betroffenen Familie. Schon beim Betrachten des Bildes packen einen Entsetzen und Wut und verdeutlichen, worum es im Aufstand ging. Um Würde, Gerechtigkeit und Schutz der tragenden Gesellschaftsschicht, auf welche lange herabgeblickt wurde.

In Sachsen-Anhalts Landesausstellung „Gerechtigkeyt 1525“ zeichnet sich das Wirken des Reformators Thomas Müntzer sowie dessen Einfluss auf den Bauernkrieg nach. Unter anderem kann in der Mitmachausstellung der Luther Museen im Rollenspiel auf einem begehbaren Spielbrett in die Zeit unmittelbar vor dem Aufstand hineingeschlüpft werden.

Es warten passend zum Jubiläum somit zahlreiche interessante und innovative Ausstellungen auf den Betrachter, welche sogar Anlass zu einer Rundreise bieten könnten.

Die genannten Ausstellungen bieten nur einen kleinen Einblick. Zu 500 Jahre Bauernkrieg gibt es zahllose weitere Ausstellungen, die hier nicht alle genannt werden können.

freiheyt 1525 – 500 Jahre Bauernkrieg
Der Welt Lauf

11.5. – 17.8.2025
Panorama Museum
Am Schlachtberg 9
D-06567 Bad Frankenhausen
Tel.: +49-34671-6190
Di – So 10 – 17 Uhr
Eintritt: 9,50 €, erm. 8,50 €
www.panorama-museum.de

Planetarische Bauern
Landwirtschaft, Kunst, Revolution

23.5. – 14.9.2025
Kunstmuseum Moritzburg
Friedemann-Bach-Platz 5
D-06108 Halle (Saale)
Tel.: +49-345-212590
Mo, Di + Do – So 10 – 18 Uhr
Eintritt: 15 €, erm. 10 €
www.kunstmuseum-moritzburg.de

500 Jahre Bauernkrieg. Bildhauerpositionen im Dialog
12.4.2025 – 11.1.2026
Städtische Galerie Böblingen
Pfarrgasse 2
D-71032 Böblingen
Tel.: +49-7031-6691705
Mi – Fr 15 – 18 Uhr, Sa 13 – 18 Uhr, So 11 – 17 Uhr
Eintritt frei
www.staedtischegalerie.boeblingen.de

Käthe Kollwitz. MUT!
12.4. – 29.6.2025
Schloss Achberg
D-88147 Achberg
Tel.: +49-751-859510
Fr 14 – 18 Uhr, Sa + So 11 – 18 Uhr
Eintritt: 7 €, erm. 6 €
www.schloss-achberg.de