Jean Tinguely in Basel und Fribourg

bis 2026 | Museum Tinguely

Installationsansicht im Museum Tinguely

Jubiläum eines Visionärs

Mit seiner kinetischen Kunst begeistert Jean Tinguely Menschen aller Generationen und sozialer Schichten. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um Werke aus scheinbar schwebenden filigranen Drahtgeflechten oder monströsen Anlagen mit ausrangierten Antriebsrädern aus Industrieanlagen handelt, an denen sich per Knopfdruck geräuschvoll Alltagsgegenstände und Kinderspielzeug fröhlich in Bewegung setzen.

Der tiefere Sinn hinter den auf den ersten Blick wild zusammengewürfelten beweglichen Installationen ergibt sich, wenn man sich mit Tinguelys Biografie beschäftigt. Geboren am 22. Mai 1925 im Schweizerischen Fribourg und aufgewachsen in Basel, schuf er bereits als Schüler erste Kunstwerke mit Wassermaschinen. Eigensinnig wie er war, eckte er nicht nur in der Schule, sondern auch bei seiner Ausbildung zum Dekorateur beim Warenhaus Globus an. Dennoch verfolgte er seinen Weg zum Pionier der kinetischen Kunst und zu einem der wichtigsten und innovativsten Künstler des 20. Jahrhunderts zielstrebig.

Wer den Spuren Jean Tinguelys folgen möchte, kann sich an einem beliebten Wahrzeichen der Stadt Basel, dem Tinguely-Brunnen, erfreuen. In Erinnerung an das alte Stadttheater, das sich bis 1975 an der Stelle des Brunnens befunden hat, entwarf Tinguely zehn kinetische Installationen, die an Schauspieler oder Tänzer erinnern sollen und das Wasser auf spielerische Weise in Bewegung halten. Ein weiterer von Tinguely gestalteter Brunnen, den er in Erinnerung an seinen früh verstorbenen Freund und Formel-1-Piloten Jo Siffert hat bauen lassen, befindet sich in seiner Geburtsstadt Fribourg.

In der neuen Sammlungspräsentation „La roue = c’est tout“ im Basler Museum Tinguely kann man wichtige Werke aus sämtlichen Schaffensperioden des Künstlers erleben, darunter eine der sensationellen Zeichenmaschinen „Meta-Matic No 6“, mit denen Tinguely 1959 der künstlerische Durchbruch gelang. Als vielseitiger Künstler schuf er sogar Werke für Theateraufführungen und begehbare Arbeiten wie „Große Méta-Maxi-Maxi-Utopia“.

Kurz vor seinem Tod im Jahre 1991 ging für Tinguely mit einer Ausstellung in Moskau ein lang gehegter Traum in Erfüllung. Die Präsentation seiner Arbeit „Retable de l’Abondance Occidentale et du Mercantilisme Totalitaire“ vor der Tretjakov-Galerie erregte nicht nur internationale Aufmerksamkeit, sondern war für Tinguely eine weitere Gelegenheit, seinen Protest gegen den westlichen Konsumwahn zum Ausdruck zu bringen. Die ausdrucksstarke Installation wird im 1998 eröffneten Espace Jean Tinguely et Niki de Saint Phalle in Fribourg neben zahlreichen weiteren Werken des Künstlers ausgestellt.

La roue = c’est tout. Sammlungspräsentation
bis 2026
Museum Tinguely
Paul Sacher-Anlage 1
CH-4002 Basel
Tel.: +41-61-6819320
Di – So 11 – 18 Uhr, Do 11 – 21 Uhr
Eintritt: 18 CHF, erm. 12 CHF
www.tinguely.ch

Text: Karin Gerwens
Bild: Museum Tinguely
Erstveröffentlichung in kunst:art 103