Die Linie in der Heidi Horten Collection

19.9.2025 – 8.3.2026 | Heidi Horten Collection

Lucio Fontana, Concetto Spaziale Attese, 1959 | Foto Heidi Horten Collection (Foto Heidi Horten Collection)

Ein Punkt, der spazieren geht

„Eine Linie ist ein Punkt, der spazieren geht.“ Dieser Satz ist eng mit dem Pädagogischen Skizzenbuch von Paul Klee verbunden, welches aus seinen Bauhaus-Vorlesungen hervorging. Klee betrachtete die Linie nicht als fertige Form, bei ihm beginnt das Werk mit Prozessen und Bewegungen. Der Punkt wird zum Akteur, welcher kein festes Ziel verfolgt. Aber auch für das Sehen ist die Linie von Bedeutung: Erst leitet sie die Hand des Künstlers, später die Aufmerksamkeit des Betrachters. Dabei kann sie Formen definieren und Flächen strukturieren oder aktiv Grenzen markieren und Verbindungen schaffen.

In dem Werk „Unvollendete Landschaft“ von Paul Klee aus dem Jahr 1918 lässt sich gut erkennen, was Klee mit dem „Spaziergang“ gemeint hat. Das Werk besteht aus einer Vielzahl von richtungswechselnden Schraffuren und Pinselstrichen, welche keinem erkennbaren Pfad folgen. Ergänzt werden diese von mehrschichtigen Aquarell-Wolken sowie Bäumen, Häusern und Symbolen, welche durch Linien in den Raum gesetzt wurden. Es entsteht ein Landschaftsgefüge, das bewusst offen bleibt und wo der Betrachter den Linien auf immer neuen Wegen folgen kann.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges verändert sich der Blick auf die Kunst grundlegend und der Entstehungsprozess der Werke rückt in den Vordergrund. In New York entsteht daraus das Action Painting, wobei oft eine Leinwand auf den Boden gelegt wird, auf welche Farbe getropft wird. In Europa entwickelt sich das Informel, bei welchem Intuition, Improvisation und das Spontane das Werk prägen.

In den darauffolgenden Jahrzehnten wird die Linie kontinuierlich neu interpretiert: vom Spazialismus, welcher von Lucio Fontana geprägt wurde und die Linie in den Raum holt, über Richard Long, welcher in der Arbeit „A Line Made by Walking“ durch wiederholtes Gehen eine Spur im Rasen hinterlässt und die Linie zu einem performativen Element werden lässt, bis hin zu Fred Eerdekens, welcher mit geschwungenem Draht im Werk „Line“ das Wort line als Schatten an die Wand wirft.

Die Heidi Horten Collection widmet ihre diesjährige Herbstausstellung dieser Entwicklung und zeigt in eigenen thematischen Kapiteln die verschiedenen Aspekte wie Form, Bewegung und Verbindungen auf. Die gezeigten Werke stammen aus unterschiedlichen Epochen und verdeutlichen die Vielfältigkeit der Linie von der traditionellen Zeichnung bis zur raumgreifenden Installation.

Die Linie
19.9.2025 – 8.3.2026
Heidi Horten Collection
Hanuschgasse 3
A-1010 Wien
Tel.: +43-1-5125020
Mo + Mi – So 11 – 19 Uhr, Do 11 – 21 Uhr
Eintritt: 16 €, erm. 9 – 13 €
www.hortencollection.com