Die renommierte Kuratorin Stefanie Böttcher wird ab September 2026 neue Direktorin der Kunsthalle Kiel und tritt ihr Amt während der laufenden Sanierung an.
Die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) hat Ende Oktober 2025 die Berufung von Stefanie Böttcher zur neuen Direktorin der Kunsthalle zu Kiel bekannt gegeben. Die 47-jährige Kunsthistorikerin und Kuratorin wird ihre Position im September 2026 antreten und damit die Nachfolge von Dr. Anette Hüsch übernehmen, die seit 2010 an der Spitze des Hauses stand und zum 1. März 2025 die Leitung der Alten Nationalgalerie in Berlin übernommen hat.
Böttcher bringt umfangreiche Erfahrung im Bereich der zeitgenössischen Kunst mit. Seit Juni 2015 leitet sie die Kunsthalle Mainz, zuvor war sie sieben Jahre als künstlerische Leiterin des Künstlerhauses Bremen tätig. Zu ihren Erfolgen zählt die Kuration des isländischen Pavillons auf der 57. Biennale von Venedig im Jahr 2017. In Mainz wie in Bremen gab sie zahlreichen internationalen Künstlerinnen und Künstlern ihre ersten Einzelausstellungen in Deutschland und kuratierte thematische Gruppenausstellungen zu gesellschaftspolitischen Fragestellungen.
Die neue Direktorin übernimmt das Haus in einer besonderen Phase: Die Kunsthalle zu Kiel ist seit September 2023 wegen einer umfassenden Sanierung geschlossen, die Wiedereröffnung ist für 2029 geplant. Die Renovierung im Umfang von 49,5 Millionen Euro wird vom Land Schleswig-Holstein über das IMPULS-Programm sowie vom Bund über das KulturInvest-Programm finanziert. Das Gebäude soll dabei nicht nur technisch auf den neuesten Stand gebracht werden, sondern auch im Hinblick auf Klimaschutz und Barrierefreiheit modernisiert werden.
In der Pressemitteilung der CAU zeigte sich Böttcher begeistert von der einzigartigen Lage des Museums am Meer. „Das Meer ist Meditationsraum, Kommunikationsraum, Transitraum und Ort, an dem sich geologische wie klimatische Umbrüche zeigen“, wird sie darin zitiert. Eine vermeintliche Randlage verwandle sich so in einen Knotenpunkt, an dem sich die Fragen und Konflikte unserer Zeit bündelten. Diese maritime Verortung will Böttcher inhaltlich und strukturell nutzen.
Zur Sanierungsphase äußerte sie sich optimistisch: „Ich freue mich auf diese Zeit der Herausforderungen und Chancen, darauf, die Vielstimmigkeit der Kunst im öffentlichen Raum und in der Gesellschaft erklingen zu lassen. Wir gehen mit all unserer Kraft nach draußen.“ Damit deutet sie ein Programm an, das während der Schließung die Verbindung mit der Stadt und ihren Bewohnern intensivieren soll.
Claudia Ricarda Meyer, Kanzlerin der CAU, betonte die Bedeutung der Kunsthalle als kulturelles Aushängeschild der Universität: „Nur wenige Hochschulen im deutschen Raum verfügen über ein eigenes Kunstmuseum dieser Größe und Bedeutung“, so Meyer laut Monopol-Magazin. Mit Böttcher beschreite man eine spannende neue Phase dieser besonderen Einrichtung.
Professor Dirk Westerkamp, Dekan der Philosophischen Fakultät, würdigte Böttcher als kompetente, renommierte und engagierte Nachfolgerin von Anette Hüsch. Er hob hervor, dass Böttcher die enge Verbindung von Kunsthalle und Philosophischer Fakultät nutzen werde, um beide mit der Stadtkultur und Landesöffentlichkeit zu vernetzen.
Die Kunsthalle zu Kiel gehört seit 1971 als selbstständige Einrichtung zur CAU und beherbergt eine bedeutende Sammlung von rund 1.100 Gemälden, 300 Skulpturen und rund 30.000 grafischen Werken. Die Sammlung reicht von der Zeit Albrecht Dürers bis zur Gegenwart, mit Schwerpunkten im 19. Jahrhundert, im deutschen Expressionismus und in der internationalen Kunst nach 1945. Das 1909 eröffnete Gebäude nach Plänen des Architekten Georg Lohr wurde im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt und 1958 wiederaufgebaut.
