Synthese der Kunst. – EXAT 51 und Jasmina Cibic in den Kunstmuseen Krefeld

1.10.2017 – 14.1.2018 | Museum Haus Lange (EXAT 51), Museum Haus Esters (Jasmina Cibic)

Jasmina Cibic, For Our Economy and Culture, Slowenischer Pavillon, 2013.

 

von Liane Wendt //

 

Katia Baudin, die neue Direktorin der Kunstmuseen Krefeld, schaut zurück auf die ursprüngliche Positionierung des Museums und orientiert sich im Besonderen an Paul Wender, dem Gründungsdirektor. Vor 120 Jahren wurde von den Bürgern der damals reichen Seidenstadt ein Museum gegründet und finanziert, das für die angewandte und bildende Kunst konzipiert wurde. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden nicht nur die großen Architekten des Werkbundes ausgestellt, Wender ging auch Wagnisse ein, indem er den damals noch weniger bekannten Yves Klein zeigte.

Baudin will zurück zum Ursprung und die grundlegenden Ideen im neuen Licht, in der neuen Forschung und in der Reflexion der neuen künstlerischen Praxis zeigen. Dabei setzt sie nicht auf Blockbusternamen, sondern schaut auf Themen, die in Deutschland noch unbeachtet sind.

Den Auftakt bildet die Ausstellung Ideologie, Abstraktion und Architektur. Es ist ein Dialog zwischen (den Häusern) Haus Lange und Haus Esters, ein Dialog zwischen der jugoslawischen Gruppe EXAT 51 und der slowenischen Künstlerin Jasmina Cibic.

Baudin sagt: “Ich hatte mich immer für Ausstellungen interessiert, die visuell auch interessant sind.” So kann man die Ausstellung genießen, doch gleichzeitig vermittelt sie Wissen. Für Baudin ist die Auseinandersetzung mit den Nachbarn essenziell, um sich selbst besser kennenzulernen.

EXAT 51 formierte sich in den 50er Jahren in der Nachkriegszeit. Zu den Mitgliedern gehörten Bernardo Bernardi, Zdravko Bregovac, Vladimir Kristl, Ivan Picelj, Zvonimir Radic, Božidar Rašica, Vjenceslav Richter, Aleksandar Srnec und Vladimir Zarahovic. Sie waren gut informiert über die Moderne, das Bauhaus, den russischen Konstruktivismus, De Stijl und Mies van der Rohe. Ihre Ideen für verschiedene Pavillons wurden von Tito gerne aufgegriffen. Dieser brach mit Stalin Ende der 40er. EXAT 51 gab ihm die Möglichkeit, sich noch mehr von Stalin zu distanzieren, der damals den sozialisten Realismus im Bauen propagierte. Richters Pavillon für die Weltausstellung in Brüssel war reine Avantgarde im Vergleich zu anderen sozialistischen Ländern. “Es ist eine interessante Frage, … Wie die Avantgarde helfen kann eine nationale Identitaet zu kreieren”, so Baudin.

Jasmina Cibic, geboren in Ljubljana, lebt und arbeitet in London, nach ihren Abschlüssen in Venedig und am Goldsmiths in London. Sie vertrat Slowenien auf der Venedig Biennale 2013. Ihre erste Einzelausstellung “The Spirit of Our Needs” zeigt drei Filme, die jeweils einen Architekten der Moderne vorstellen und untersuchen, welche Rolle dessen Architektur in der Repräsentation von Nationen spielt. In NADA I schaut sie auf Richter und seinen Brüsseler Pavillon von 1958. NADA II ist Arne Jacobsens Rathaus in Aarhus gewidmet. NADA III beschäftigt sich mit dem Ausstellungsort und thematisiert die Krefelder Architektur von Mies van der Rohe. Cibics Gesamtkunstwerke untersuchen das Verhältnis zwischen kultureller Produktion und Machtstrukturen. Beide Ausstellungen ergänzen sich, die Eine sehen, bedeutet die Andere im neuen Licht  betrachten.

 

Text aus der kunst:art 57

 

Ideologie, Abstraktion und Architektur
1.10.2017 – 14.1.2018
Museum Haus Lange (EXAT 51)
Museum Haus Esters (Jasmina Cibic)
Wilhelmshofallee 91-97
D-47800 Krefeld
Tel.: +49-2151-975580
Di – So 11 – 17 Uhr
Eintritt: 7 €, erm. 3 €
www.kunstmuseenkrefeld.de

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