Doyen des Impressionismus. Claude Monet in der Wiener Albertina

Albertina | bis zum 6.1.2019

Claude Monet, Junge Mädchen in einem Boot, 1887

von Dr. Michael Nießen //

„Meister des Lichts“ wird er genannt, „Pionier und Doyen des Impressionismus“ nennt ihn Dr. Heinz Widauer, der Kurator der voraussichtlich wohl exzellent gestalteten Herbstausstellung der Wiener Albertina, in einem seiner Aufsätze im Katalog: Claude Monet, der von 1840 bis 1926 lebte und dessen Name wie kaum ein anderer als Synonym für die französische Malerei einer Zeit steht, die alles andere als friedvoll und glücklich genannt werden kann, denkt man nur an Frankreichs Niederlage im deutsch-französischen Krieg 1871, das Jahr, in dem Monet nach London flüchtete, und vor allem natürlich an den ersten Weltkrieg. Und doch findet sich in Monets Werk nichts von diesen Gräueln.

Der Albertina ist es gelungen, eine Retrospektive Monets mit einhundert Gemälden – drei eigene und die anderen von mehr als vierzig internationalen Leihgebern – zusammenzustellen, wie sie seit mehr als zwanzig Jahren in Österreich nicht mehr zu sehen war. Wichtige Leihgaben stammen aus dem Musée d’Orsay in Paris, aus der National Gallery in London, dem Boston Fine Arts Museum, dem Pushkin Museum in Moskau und dem National Museum of Western Art in Tokio, dem Gemeentemuseum in Den Haag, das das berühmte  Bild des Quai du Louvre von 1867 beisteuerte, oder besonders aus dem Musée Marmottan Monet in Paris, das mit seiner großen Monet-Sammlung die Albertina-Personale besonders großzügig unterstützt.

Es ist viel über das Œuvre Monets geschrieben worden, über seine Bedeutung für die Malerei seiner Zeit, für die Malerei der Zukunft, vor allem in Hinblick auf den Expressionismus sowie seine Wegbereitung für die Malerei im 20. Jahrhundert. Zitiert sei hier aber die differenzierte Presseaussendung der Albertina zur Ausstellung, die deren Intentionen genau beschreibt:
„… Die Ausstellung spannt einen Bogen von Monets ersten vorimpressionistischen Werken bis hin zu seinen allerletzten Gemälden, die im Garten in Giverny (seinem Alterslandsitz) entstanden sind. Monet eröffnet mit seiner Malerei den Blick auf eine Welt, die sich durch die Kraft der Natur, das Wetter und den Kreislauf der Jahreszeiten ständig im Fluss befindet. Das Element Wasser zieht sich durch sein gesamtes Schaffen. Sei es an der Seine oder der Creuse, am Atlantik oder im Wassergarten mit ikonischen Seerosen: Die Veränderlichkeit der Natur, die Auflösung der Landschaft im Nebel, Schnee oder Meereswogen ist das zentrale Thema dieser Ausstellung.“ Nennenswert sind die Orte, an denen er malte: „… an der Steilküste der Normandie, und den Ufern der Seine. Die Wasseroberflächen seiner Bilder reflektieren die leuchtenden Farben üppiger Vegetation im Sommer und den geheimnisvoll grau und blau gefrierenden Dunst seiner Landschaften im Winter. Monets Licht und Farben wechseln auf der Leinwand mit der sich stets verändernden Natur und mit der Vielfalt an atmosphärischen Eindrücken, die der Maler vor den Motiven empfindet.“

Dem ist nichts mehr hinzuzufügen, außer vielleicht, dass diese Schau wohl ein Highlight der kommenden Museumssaison nicht nur der Wiener Albertina werden wird, sondern fürs ganze Land!

Claude Monet
21.9.2018 – 6.1.2019
Albertina
Albertinaplatz 1
A-1010 Wien
Tel.: +43-1-534830
Täglich 10 – 18 Uhr, Mi + Fr 10 – 21 Uhr
Eintritt: 12,90 €, erm. 8,50 – 9,90 €
www.albertina.at

Erstveröffentlichung in kunst:art 63
Text: Dr. Michael Nießen | Bild: Albertina