Gott ist überall. Zwei Ausstellungen widmen sich der fantastischen Welt des Marc Chagall

Kunstsammlung Jena | bis zum 18.11.2018

von Nadja Naumann //

Der französische Künstler Marc Chagall (1887–1985) gehört zu den bekanntesten Künstlern des 20. Jahrhunderts und hat für den Kunstfreund bis heute nichts an Faszination verloren. Chagall wurde in Weißrussland geboren und war russisch-jüdischer Herkunft. Für ihn war Gott überall zu finden. Motive aus der Bibel durchziehen sein Hauptwerk wie Bilder aus dem Zirkus. Marc Chagall stammte aus einer armen Familie, die an Kunst nicht viel Interesse hatte. Juden hatten es in Russland zu jener Zeit nicht leicht und nur dank der Mutter, die den Lehrer bestach, konnte er die städtische Schule besuchen. Juden war diese Schule eigentlich verwehrt. Für den Jungen war es ein Glücksfall, denn er konnte am Gesangs- und Violinunterricht teilnehmen und begann zu zeichnen. Zwar bestand er nicht die Aufnahmeprüfung an der Kunstakademie in Sankt Petersburg, er besuchte aber diverse andere Schulen. 1909 lernte er in seiner Heimatstadt Witebsk seine spätere Frau Bella Rosenfeld kennen. Der Lebensweg von Marc Chagall beinhaltete viele Stationen bis zu seiner Auswanderung 1941 in die USA. 1948 kehrte er nach Europa zurück.

Die Kunstsammlung Jena legt mit ihrer Chagall Ausstellung den Schwerpunkt auf die Malerbücher. Marc Chagall, der im pulsierenden Paris zu Beginn des 20. Jahrhunderts seinen Stil und Gouache als das ideale Malmittel für sich entdeckte, war mit den großen Künstlern seiner Zeit befreundet. Die ersten Ausstellungen bestritt er im Salon des Indépendants und dem Salon d’Automne. Wegen seiner poetischen Abstraktionen wurde er „Le Poète“ genannt. Dem blieb er in seinen Arbeiten ein Leben lang treu. Die Kunstsammlung Jena durfte alle ausgestellten Malerbücher von Marc Chagall, Georges Braque, Fernand Léger, Henri Matisse, Joan Miró, Pablo Picasso, Georges Rouault und anderen Künstlern aus umfangreichen Privatsammlungen auswählen, die ihre Kunstschätze erstmals öffentlich zeigen. Ergänzt wird die Schau mit Gemälden und Zeichnungen der Künstler.

Das Kunstmuseum Picasso in Münster zeigt Chagall als den malenden Träumer, in dessen Werken der poetische Zauber seine Heimat fand. Rund 120 farbenprächtige Gemälde, Zeichnungen und Grafiken sind hier zu entdecken. Darunter sind Leihgaben aus dem Centre Pompidou in Paris und dem Ikonen-Museum in Recklinghausen sowie selten gezeigte Arbeiten aus Privatbesitz.
Das Fantastische in Chagalls Bildern sprengt die geistigen Grenzen. Gott war für den Künstler, der in der Tradition des Chassidismus aufwuchs, überall. Das verwob er mit seiner schier endlosen Fantasie in seinen Bildern, in denen Bauern fliegen konnten und eine Braut zwei Gesichter hatte. Er verknüpfte religiöse Geschichten mit dem Wundersamen des Alltags und siedelt diese dann in seiner Heimat an. Seine vor Farbigkeit sprühenden Werke versetzen uns beim Betrachten in eine andere Welt. Die künstlerische Inspirationsquelle war die Stadt an der Seine. „Das Land, das die Wurzeln meiner Kunst genährt hat, war Witebsk, aber meine Kunst braucht Paris, wie ein Baum Wasser braucht“, erklärte er.

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2.9. – 18.11.2018
Kunstsammlung Jena
Markt 7
D-07743 Jena
Tel.: +49-3641-498261
Di, Mi + Fr 10 – 17 Uhr, Do 15 – 22 Uhr, Sa + So 11 – 18 Uhr
Eintritt: 4 €, erm. 2,50 – 3 €
www.kunstsammlung-jena.de

Erstveröffentlichung in kunst:art 63
Text: Nadja Naumann | Bild: Kunstsammlung Jena