Malerischer Wildwechsel

„Malen ist ein täglicher Kampf zwischen dir und dem Gemälde. Und es hat immer das letzte Wort“, erklärt der 1986 in Toulouse geborene und aktuell in Berlin ansässige Künstler Emmanuel Bornstein. Nun gibt es in der Kunsthalle Rostock für den Besucher die spannende Gelegenheit, den überaus inspirierenden Dialog mit den vertraut wie zugleich fremd wirkenden Malereien des französischen Künstlers fortzuführen. Die Ausstellung „Wildwechsel“ zeichnet mit in den vergangenen zehn Jahren entstandenen Arbeiten die Entwicklung von Bornsteins Werk im Spiegel seiner Biografie nach. In seinen früheren Bildern befasst sich der Künstler vorrangig mit dem Holocaust und dem Zweiten Weltkrieg. Bilder, die stark von der eigenen Familiengeschichte geprägt sind.

Zunehmend löst sich der Künstler von seiner subjektiven Erfahrung und widmet sich verstärkt der Untersuchung und Rekonstruktion zeitgenössischer Ereignisse. In diesem ständigen Hin und Her zwischen Vergangenheit und Gegenwart, großer Geschichte und Familienerinnerung, anonymen Gestalten und bekannten Gesichtern bleibt der Betrachter seiner eigenen Interpretation überlassen. Bornstein: „Ich versuche nicht, ihn an der Hand zu nehmen, im Gegenteil, ich möchte, dass er sich selbst in Frage stellt, daher diese große Mehrdeutigkeit, die wir in jedem Gemälde finden“. Ob Gemälde wie „Vaterfigur“, „Another heavenly day“ oder „Saturn“, mit ihren vehementen Pinselstrichen und dissonanten Farbklängen sind die Figuren zwischen Figuration und Abstraktion aus demselben Stoff gemacht wie die Welt, die sie umgibt.

 

 

Emmanuel Bornstein
13.3. – 8.5.2022
Kunsthalle Rostock
Hamburger Str. 40
D-18069 Rostock
Tel.: +49-381-3817000
Di – So 11 – 18 Uhr
Eintritt: 8 €, erm. 6 €
www.kunsthallerostock.de

Text: Stefan Simon
Bild: Kunsthalle Rostock
Erstveröffentlichung in kunst:art 84